peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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an<strong>der</strong>en Fehler zuzugestehen. Er weiß auch, daß <strong>die</strong>s mehr Freude<br />
macht als das Destruktive. Da es in <strong>der</strong> ursprünglichen Jesuspredigt<br />
keine Unterscheidung von „Natur“ <strong>und</strong> „Übernatur“ gibt, kann auch<br />
unsere Begabung zur Mitmenschlichkeit nicht als etwas Nachträgliches,<br />
als „übernatürliche Tugend“ verstanden werden. (Im übrigen<br />
ist – zumindest bezogen auf Einzelne, etwas schwieriger allerdings<br />
für ganze Kulturkreise – <strong>der</strong> Erweis einer möglichen Menschlichkeit<br />
leicht zu erbringen. Das Väterbild <strong>der</strong> „Ecclesia ab Abel“ meint, zu<br />
allen Zeiten <strong>und</strong> an allen Orten <strong>der</strong> Erde hätten Menschen immer<br />
schon gezeigt, daß <strong>der</strong> Mensch gut sein kann. Die Erinnerung daran,<br />
daß <strong>die</strong>s für Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart auf sehr viele Menschen<br />
zutrifft, möchten – aus durchsichtigen Motiven – jene Weltregenten<br />
tilgen, <strong>die</strong> alternative Modelle zum Raubtierverhalten fürchten wie<br />
<strong>der</strong> Teufel das Weihwasser.)<br />
Die Lösung des Mißverständnisses vom durch <strong>und</strong> durch ver<strong>der</strong>bten<br />
Menschen besteht also nicht darin, <strong>die</strong> kritischen Einsichten<br />
Augustins über das potentiell Böse im Menschen über Bord zu<br />
werfen <strong>und</strong> eine problemlose freie Moralität des Menschen zu behaupten.<br />
Vielmehr ist zu fragen, unter welchen Voraussetzungen denn<br />
Menschen gut o<strong>der</strong> böse, schön o<strong>der</strong> häßlich, aufrecht o<strong>der</strong> in sich<br />
gekrümmt sein können. Mit den östlichen Kirchenvätern ist nicht<br />
eine abgr<strong>und</strong>tiefe Verdorbenheit des Menschen hervorzuheben, son<strong>der</strong>n<br />
seine ursprüngliche – potentiell immer gegebene – Schönheit.<br />
Allerdings sieht auch <strong>die</strong> Ostkirche das „Bild Gottes“ (Genesis 1,26;<br />
Weisheit 3,23) im nachpara<strong>die</strong>sischen Menschen verschüttet; doch<br />
es ist eben nicht vollständig demoliert. So bedeutet ihr Erlösung <strong>die</strong><br />
Wie<strong>der</strong>herstellung bzw. Erneuerung des verschütteten ursprünglichen<br />
„Bildes“ des Menschen. 20 Den heilsamen Weg dahin charakterisiert<br />
<strong>die</strong> frühe griechische Theologie manchmal als Pädagogik, sei<br />
es innerlich (Christus-Pädagogik des „Logos“) o<strong>der</strong> sozial vermittelt<br />
(Jesus-Pädagogik, Kirche). Die unverzichtbare Einsicht <strong>der</strong> paulinischen,<br />
augustinischen o<strong>der</strong> lutherischen Theologie besteht darin, daß<br />
nicht äußerer Zwang, Willensanstrengung o<strong>der</strong> das Befolgen von<br />
fremden Moralgeboten den Menschen gut machen. Erst wenn <strong>der</strong><br />
Mensch das „Ja“ hört, kann er mit seinem Lebenskonzept <strong>der</strong> Verneinung<br />
brechen <strong>und</strong> zu einer – ihm durchaus „naturgemäßen“ –<br />
20 Gemäß <strong>der</strong> Bibel gilt Christus als Ebenbild Gottes <strong>und</strong> als Urbild des<br />
wahren Menschen (vgl. u.a. 2 Korinther 3,18; Kolosser 1,12-20; 3,10;<br />
Hebräer 1,3).<br />
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