peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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siebzehnhun<strong>der</strong>t Jahre währende Lehre vom „gerechten Krieg“ <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong> ökumenische Friedenstheologie <strong>der</strong> Gegenwart gegen sich. Lei<strong>der</strong><br />
erscheint es in vielen „friedensethischen“ Kirchenpapieren so, als<br />
könne man sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewöhnung an <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne Kriegsführung<br />
den Hinweis ersparen, daß <strong>die</strong> heute üblicherweise eingesetzten<br />
Mittel nach Herstellerintention <strong>und</strong> Beschaffenheit <strong>die</strong> Erfor<strong>der</strong>nisse<br />
<strong>der</strong> alten kirchlichen Lehre <strong>und</strong> <strong>die</strong> aktuellen For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Ökumene zum Großteil von vornherein niemals erfüllen können.<br />
Sehr dringend ist an <strong>die</strong>ser Stelle eine neue Disziplin des Sprachgebrauchs<br />
einzuklagen.<br />
Kardinal Joseph Ratzinger äußerte am 5. Juni 2004 aus Anlaß<br />
des 60. Jahrestages <strong>der</strong> alliierten Landung in <strong>der</strong> Norman<strong>die</strong>: „Wenn<br />
irgendwo in <strong>der</strong> Geschichte, so ist hier offenk<strong>und</strong>ig, daß es sich bei<br />
dem Einsatz <strong>der</strong> Alliierten um einen gerechten Krieg handelte.“ 59<br />
(In <strong>die</strong>sem Zusammenhang erwog Ratzinger ausdrücklich eine Rehabilitation<br />
des gerechten Krieges!) Die gleichsam ex negativum<br />
vollzogene Klarstellung, daß deutsche Bischöfe <strong>und</strong> Laien unter heiligen<br />
Eidbeschwörungen an einem ungerechten Krieg mitgewirkt haben,<br />
ist sehr zu begrüßen. Hinzufügen müßte man, daß <strong>die</strong> Causa<br />
iusta belli in <strong>die</strong>sem Fall bei den Alliierten lei<strong>der</strong> am allerwenigsten<br />
mit dem Bedürfnis gepaart war, das Leben von Millionen Juden zu<br />
retten. 60 Hinzufügen müßte man auf dem Boden <strong>der</strong> tra<strong>die</strong>rten kirchlichen<br />
Lehre zum „best war ever“ ebenfalls: Wenn <strong>der</strong> Kriegsgr<strong>und</strong><br />
auch augenscheinlich gerecht war, <strong>die</strong> Kriegsführung war es – allerspätestens<br />
seit Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki – auf gar keinen Fall. 61 Da<br />
59 Die entsprechende Berichterstattung von KathPress am 5.6.2004: „Ratzinger<br />
charakterisierte rückblickend den Kampf <strong>der</strong> Alliierten gegen Hitler als ‚gerechten<br />
Krieg‘. Er sagte: ‚Wenn irgendwo in <strong>der</strong> Geschichte, so ist hier offenk<strong>und</strong>ig,<br />
daß es sich bei dem Einsatz <strong>der</strong> Alliierten um einen gerechten Krieg<br />
handelte‘. Dieser Krieg habe letztlich auch dem Wohl jener ge<strong>die</strong>nt, gegen<br />
<strong>der</strong>en Land er geführt wurde. Dieser Vorgang zeige zugleich <strong>die</strong> ‚Unhaltbarkeit<br />
eines absoluten Pazifismus‘, betonte <strong>der</strong> Präfekt <strong>der</strong> Glaubenskongregation.<br />
Die Frage müsse gestellt werden, ‚ob <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen<br />
auch heute so etwas wie ein gerechter Krieg, das heißt ein dem Frieden <strong>die</strong>nen<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> unter moralischen Maßstäben stehen<strong>der</strong> militärischer Eingriff<br />
gegenüber bestehenden Unrechtssystemen, möglich ist‘.“ (www.stjosef.at/<br />
simpnews/ print.php?lang=de&layout=newsneu&newsnr=1259)<br />
60 Vgl. Schweitzer 2004.<br />
61 Überhaupt kritisch zur Rhetorik einer „heiligen Sache von Freiheit <strong>und</strong><br />
Gerechtigkeit“ bei <strong>der</strong> retrospektiven Beleuchtung des Zweiten Welt<strong>krieg</strong>s<br />
äußert sich schon Gollwitzer 1957, 17f.<br />
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