peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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westdeutschen Kirchenleitungen – eindeutig außerhalb <strong>der</strong> Logik des<br />
Blockdenkens. 1989 erklären sie bei <strong>der</strong> Ökumenischen Versammlung<br />
in Dresden noch einmal, es sei an <strong>der</strong> Zeit, einen Verzicht auf<br />
Massenvernichtungswaffen nun endgültig durchzusetzen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
Institutionen des Krieges zugunsten gewaltfreier Strategien abzuschaffen.<br />
Im Rahmen ihres Pastoralbriefes sagen auch <strong>die</strong> katholischen<br />
Bischöfe <strong>der</strong> USA 1983 ein „endgültiges <strong>und</strong> entschiedenes“ Nein<br />
zum Atom<strong>krieg</strong>, dessen Führbarkeit im Zuge neuer Waffengenerationen<br />
politisch schon lange zur Diskussion steht. Ursprünglich sollte<br />
<strong>der</strong> Endtext ihre Überzeugung ausdrücken, daß bereits <strong>die</strong> Drohung<br />
mit einem Atomwaffeneinsatz unmoralisch ist. 140 Die US-Bischöfe<br />
wurden – passen<strong>der</strong>weise nach Einsprüchen <strong>der</strong> Reagan-Administration<br />
<strong>und</strong> aus Westdeutschland – von Rom angewiesen, <strong>die</strong> Abschreckung<br />
vorläufig noch zu dulden. Deshalb formulieren sie ihre<br />
Meinung als Frage: „Darf ein Staat mit dem drohen, was er nie tun<br />
darf? Darf er besitzen, was er nie einsetzen darf?“ Gefor<strong>der</strong>t wird<br />
im US-Pastoralbrief auch <strong>der</strong> Verzicht auf jegliche Erstschlag-Option. 141<br />
(In <strong>der</strong> Nachrüstung ging es damals zentral um atomare Erstschlagwaffen!)<br />
Geschickt werden <strong>die</strong> klassischen Kriterien eingeführt: Auch<br />
<strong>die</strong> bloße Absicht zu einem Waffeneinsatz, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>sätze <strong>der</strong><br />
Unterscheidung (Kämpfende, Zivilisten) <strong>und</strong> Verhältnismäßigkeit<br />
verletzt, ist nach Auskunft <strong>der</strong> US-amerikanischen Bischöfe unerlaubt.<br />
Solche katholischen Positionen wird <strong>der</strong> CSU-Politiker Franz-<br />
Josef Strauß, <strong>der</strong> maßgeblich <strong>die</strong> nukleare Teilhabe <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />
in <strong>die</strong> Wege geleitet hat, öffentlich als „Unfug“ rügen.<br />
Die Vollversammlung des Ökumenischen Rates <strong>der</strong> Kirchen verabschiedet<br />
1983 in Vancouver <strong>die</strong> unzweideutige „Erklärung zu Frieden<br />
<strong>und</strong> Gerechtigkeit“: „Wir glauben, daß für <strong>die</strong> Kirchen <strong>die</strong> Zeit<br />
gekommen ist, klar <strong>und</strong> eindeutig zu erklären, daß sowohl <strong>die</strong> Her-<br />
140 Vgl. zum US-Hirtenbrief von 1983: Klüber 1984, 69f; Reckinger 1984, 114-<br />
117.<br />
141 Dazu heißt es im US-Hirtenbrief: „Wir können uns keine Situation vorstellen,<br />
in <strong>der</strong> <strong>der</strong> absichtliche Beginn eines nuklearen Kriegs, so beschränkt im<br />
Ausmaß er auch sein möge, moralisch gerechtfertigt wäre. Nichtnuklearen<br />
Angriffen seitens eines an<strong>der</strong>en Staates muß durch an<strong>der</strong>e als nukleare<br />
Mittel wi<strong>der</strong>standen werden […] Für uns gibt es für <strong>die</strong> moralische Verantwortung,<br />
einen nuklearen Krieg zu beginnen, keine rationale politische<br />
Rechtfertigung.“ Damit ist <strong>die</strong> heute geltende US-Nukleardoktrin eindeutig<br />
als unmoralisch verurteilt.<br />
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