peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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lem auch deshalb, weil dabei keine medizinische Hilfe geleistet wurde.<br />
Erst Jahre später wurden vermehrt Fälle von Krebserkrankungen<br />
festgestellt, zunächst Leukämie, nach Jahrzehnten aber auch viele<br />
an<strong>der</strong>e Karzinomformen. Hinzu kamen zahlreiche an<strong>der</strong>e Spätfolgen<br />
wie andauernde Angstzustände, frühzeitiges Altern, Blutkrankheiten,<br />
Störungen des Stoffwechsels o<strong>der</strong> des zentralen Nervensystems<br />
bis hin zur grausamen Weitergabe genetischer Schädigungen<br />
an Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> nächsten Generation.<br />
Ohne effektvolle Sensationen zeigt <strong>der</strong> Film Kuroi Ame /Schwarzer<br />
Regen (Japan 1988), eine Verfilmung des berühmten Hiroshima-<br />
Romans von Masuji Ibuse 32 , den Alltag, <strong>die</strong> Leiden <strong>und</strong> unterschiedliche<br />
Reaktionsweisen <strong>der</strong> hibakusha. Einfühlsam hat sie nach persönlichen<br />
Begegnungen auch <strong>der</strong> US-Amerikaner Robert J. Lifton<br />
beschrieben. Wer einmal ernstlich erkrankt war, weiß im günstigen<br />
Fall, daß <strong>die</strong> Umgebung vor allem in <strong>der</strong> Anfangsphase viel Mitgefühl<br />
<strong>und</strong> Hilfe schenken kann. Doch sehr bald stellt sich <strong>der</strong> Alltag<br />
ein. Auch wenn gar keine Genesung erfolgt, geht für <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en <strong>der</strong><br />
Lauf <strong>der</strong> Dinge wie<strong>der</strong> seinen gewohnten Gang. So ähnlich müssen<br />
sich auch viele hibakusha gefühlt haben. Anfänglich gab es ganz praktische<br />
Hilfe. Man hörte ihnen zu, las ihre Gedichte o<strong>der</strong> betrachtete<br />
sie gar als „Helden“, obwohl sie lediglich als Opfer ernstgenommen<br />
werden wollten. Doch dann kamen Diskriminierungen im privaten<br />
<strong>und</strong> beruflichen Bereich. Als Ehepartner o<strong>der</strong> Arbeitnehmer waren<br />
Menschen, <strong>die</strong> den Strahlungen ausgesetzt gewesen waren, nicht<br />
gerade begehrt. Auch wenn scheinbar alles normal war, konnten sich<br />
ja unvorhergesehene Nachwirkungen einstellen. Die betroffenen<br />
Koreaner hatten es überhaupt schwer, als Opfer beachtet zu werden<br />
<strong>und</strong> Hilfe zu bekommen. 33<br />
Es folgten Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>und</strong> japanisches Wirtschaftswun<strong>der</strong>. Das<br />
Signal lautete jetzt, erfolgreich zu sein, zu genießen <strong>und</strong> zu konsumieren.<br />
34 (Daß es bergauf ging, bewies ja sogar <strong>die</strong> Möglichkeit „be-<br />
32 Vgl. Coulmas 2005, 52, 69-71; ebd., 65-87 auch zum Nagasaki-Film Hachigatsu<br />
no rapusodi (Rhapso<strong>die</strong> im August) von Akira Kurosawa, zu weiteren<br />
literarischen Werken <strong>und</strong> Dokumentationsprojekten mit Zeugnissen <strong>der</strong><br />
Überlebenden.<br />
33 Vgl. Coulmas 2005, 25f., 28. (Sie bildeten etwa ein Zehntel <strong>der</strong> Hiroshima-<br />
Opfer, waren zumeist ehemalige Zwangsarbeiter/innen.)<br />
34 Hiroshima entwickelte sich nach dem Wie<strong>der</strong>aufbau ab 1949 zu einem<br />
wichtigen Industriestandort <strong>und</strong> ist heute mit über 1,1 Mio. Einwohnern <strong>die</strong><br />
zehntgrößte Stadt Japans. (Wikipedia).<br />
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