peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Mit Blaise Pascal wird man realistisch <strong>die</strong> Grenzen des nach dem<br />
Westfälischen Frieden (1648) entwickelten Völkerrechts benennen<br />
müssen: „Da man es nicht geschafft hat, <strong>die</strong> Gerechtigkeit stark zu<br />
machen, hat man <strong>die</strong> Gewalt (la force) gerechtfertigt, auf daß Gerechtigkeit<br />
<strong>und</strong> Gewalt zusammen seien, <strong>und</strong> auf daß es Frieden<br />
gebe, <strong>der</strong> das höchste Gut ist.“ 33 Wir haben in <strong>der</strong> Weltzivilisation<br />
noch keinen weitergehenden Lernprozeß, <strong>der</strong> das historisch konkrete<br />
Gewaltzähmungsinstrumentarium überflüssig machen würde;<br />
zumindest kann sich <strong>die</strong> weitergehende Einsicht, <strong>die</strong> nach zwei Welt<strong>krieg</strong>en<br />
1945 bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> UNO anfänglich beteiligt war,<br />
gegen <strong>die</strong> Macht nicht durchsetzen. Die Macht aber will <strong>der</strong>zeit noch<br />
350 Jahre weiter in <strong>der</strong> Geschichte zurückgehen <strong>und</strong> eine Weltgewaltordnung<br />
installieren. Sie verwechselt ihre eigene – egozentrische –<br />
Unfähigkeit (<strong>und</strong> Unwilligkeit) zur interkulturellen Verständigung mit<br />
objektiven Gegebenheiten. Mit einem enormen Destruktionswillen<br />
arbeitet <strong>der</strong> Westen daran, das überkommene internationale Recht –<br />
<strong>die</strong>sen „fre<strong>und</strong>lich-sanften Zivilisierer <strong>der</strong> Nationen“ 34 (Martti Koskenniemi)<br />
– mutwillig auf den Müllhaufen zu werfen. Als Alternative<br />
hat man keine weitergehende Gerechtigkeit anzubieten, son<strong>der</strong>n<br />
nur den alten vorrechtlichen Zustand.<br />
Die schon von Kant gesehene Gefahr eines totalitären Einheitsweltstaates<br />
bahnt sich gegenwärtig nicht direkt über eine despotische<br />
Weltregierung, son<strong>der</strong>n über das – von hegemonialer Waffengewalt<br />
begleitete – Diktat <strong>der</strong> Spielregeln für <strong>die</strong> Weltwirtschaft den<br />
Weg. Im globalen Maßstab wird <strong>die</strong> Geldvermehrungsmaschine von<br />
imperialen Zentren aus gelenkt, denen das Geschick <strong>der</strong> Mehrheit<br />
<strong>der</strong> Erdbewohner restlos gleichgültig ist. Die ökonomisch-kulturelle<br />
Gleichschaltung des Globus kommt in <strong>der</strong> Tat einem Turmbau zu<br />
Babel gleich. Die Menschen sprechen eine einheitliche Verkehrssprache<br />
<strong>und</strong> verlieren ihre gemeinsame Menschensprache. Die „neue<br />
Weltordnung“ <strong>die</strong>nt nicht <strong>der</strong> Verständigung, son<strong>der</strong>n den Wirtschaftsinteressen<br />
einer winzigen Min<strong>der</strong>heit auf dem Planeten. Unter<br />
solchen Voraussetzungen ist es allerdings illusorisch, einfach auf<br />
<strong>die</strong> Beachtung des Internationalen Rechtes zu pochen.<br />
Carl Friedrich von Weizsäcker ist aber überzeugt, daß ein Bewußtsein<br />
zu echter Friedfertigkeit „im Rahmen <strong>der</strong> menschlichen<br />
33 Zitiert nach: Denninger 2005. Dieser Beitrag ist nicht nachdrücklich genug zu<br />
empfehlen.<br />
34 Vgl. Denninger 2005.<br />
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