peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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verän<strong>der</strong>lichkeit den verän<strong>der</strong>ungsunwilligen Weltregenten als Vorbild<br />
<strong>die</strong>nt. Die Revolution des christlichen Dogmas gegenüber dem<br />
überkommenen Autismus des Absoluten brach ein für allemal damit,<br />
ursprungsloses <strong>und</strong> verdanktes Leben in Gegensätzen o<strong>der</strong> in<br />
den Kategorien „Überordnung – Unterordnung“ zu betrachten.<br />
Hernach hätte man sagen müssen: Wir glauben nicht an einen einsamen<br />
Monolog, an jenen Götzen, <strong>der</strong> nichts an<strong>der</strong>es ist als eine Angstprojektion<br />
von menschlichen Ich-Konstruktionen. Wir vertrauen<br />
einem dreifaltigen Gott, <strong>der</strong> niemals „Ich“ sagt, ohne gleichzeitig<br />
immer schon „Du“ <strong>und</strong> „Wir“ zu sagen. Gott <strong>und</strong> Mensch, Göttliches<br />
<strong>und</strong> Menschliches sind keine ewigen Gegensätze. Beides kann<br />
<strong>und</strong> soll zusammenkommen in einem göttlich-menschlichen Schenken<br />
<strong>und</strong> Beschenktwerden. Wir sprechen von Gott nicht in <strong>der</strong> Weise<br />
von Machtausübung, son<strong>der</strong>n aus Erfahrungen <strong>der</strong> Liebe heraus.<br />
– Durchgesetzt hat sich zweifellos wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> alte „Gott“, <strong>der</strong> alles<br />
beherrscht, omnipotent ist <strong>und</strong> das Gespräch mit <strong>der</strong> Welt eigentlich<br />
nicht braucht. 15 Der abendländische Mensch, <strong>der</strong> sich als Ebenbild<br />
<strong>die</strong>ses gemachten Götzen versteht, baut <strong>die</strong> Atombombe.<br />
Entsprechend katastrophal <strong>und</strong> unbiblisch fällt dann auch <strong>die</strong><br />
Christologie 16 aus. Die Lehre von einer menschlichen <strong>und</strong> einer göttlichen<br />
Natur Jesu Christi wird dazu mißbraucht, den Gegensatz von<br />
Gott <strong>und</strong> Mensch mit Hilfe eine Philosophie <strong>der</strong> Macht zu verewigen.<br />
(Hier <strong>die</strong> über alles begehrte omnipotente Wesenheit, dort <strong>die</strong><br />
gefürchtete Ohnmacht, <strong>und</strong> in Jesus Christus beides schizophren<br />
vereinigt, also doch mythisch vermischt.) Von Jesus her müßte <strong>die</strong><br />
Zwei-Naturen-Lehre des Konzils zu Chalcedon an<strong>der</strong>s beleuchtet<br />
werden: Unsere menschliche Natur besteht darin, daß wir von Anfang<br />
an liebesbedürftig sind (<strong>und</strong> ohne Liebe auch selbst nicht lieben<br />
lernen). Dieses Angewiesensein auf Liebe ist kein Makel, son-<br />
15 Vgl. zu <strong>die</strong>sem „Gotteskomplex“ <strong>die</strong> wichtige Arbeit Richter 2001.<br />
16 Ich verstehe unter Christologie <strong>die</strong> Aufgabe <strong>der</strong> christlichen Theologie, <strong>die</strong><br />
Bedeutsamkeit Jesu für jeden Menschen <strong>und</strong> <strong>die</strong> ganze Menschheit transparent<br />
werden zu lassen. Dabei hat bereits <strong>die</strong> altkirchliche Logos-Lehre den<br />
Versuch unternommen, über den historisch „vergänglichen“ Kontext<br />
hinaus <strong>die</strong> Universalität des „Herzens Jesu“ für alle Zeiten <strong>und</strong> Kulturen zu<br />
bedenken. Daß <strong>die</strong>ses „Allgemeinmenschliche“ <strong>der</strong> Wahrheit Jesu von<br />
unten her vermittelt werden kann <strong>und</strong> nicht „von oben“ behauptet werden<br />
muß, darin besteht das Anliegen <strong>der</strong> „Christologie von unten“. Erfahrbar<br />
ist <strong>die</strong> Gegenwart Gottes im Menschen immer nur konkret <strong>und</strong> nicht als<br />
jenes zeitlose Abstraktum, über das man lediglich belehren kann.<br />
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