peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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chenfürsten, <strong>die</strong> sich rühren ließen, gehörte <strong>der</strong> spätere Papst Johannes<br />
XXIII. Er brach, als er vom Massenmord <strong>der</strong> Deutschen an<br />
den Juden erfuhr, in Tränen aus.<br />
Allein das deutsche Kapitel zwischen 1914 <strong>und</strong> 1945 bedeutet für<br />
alle Zeiten einen Offenbarungseid des nationalen Kirchen<strong>christen</strong>tums<br />
<strong>und</strong> eine nie wie<strong>der</strong> tilgbare Schande für <strong>die</strong> gesamte Ökumene. Pius<br />
XII. spürte in seinem letzten Testament, daß <strong>die</strong>se dunkle Epoche<br />
<strong>der</strong> Kirchengeschichte vor Gott restlos auf Gnade angewiesen ist.<br />
Vielleicht war es wirklich Sorge um schlimmere Folgen, <strong>die</strong> ihn von<br />
einer im Vatikan bereits angedachten Enzyklika gegen den Antisemitismus<br />
abhielt. 56 Doch wie soll man über seine fatale „Deutschfre<strong>und</strong>lichkeit“<br />
57 urteilen <strong>und</strong> über seinen für <strong>die</strong> Frühphase des „Dritten<br />
Juden“ verurteilt. – In <strong>der</strong> „Erklärung <strong>der</strong> deutschen Bischöfe aus Anlaß<br />
des 60. Jahrestages <strong>der</strong> Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27.<br />
Januar 2005“ heißt es: „Unser Volk hat lange gebraucht, um sich <strong>der</strong><br />
Verantwortung für das monströse Verbrechen zu stellen, das von Deutschen<br />
<strong>und</strong> im deutschen Namen begangen wurde. Bis heute sind Mechanismen<br />
<strong>der</strong> Verdrängung wirksam. Zweifellos ist es richtig, <strong>die</strong> Vorstellung<br />
einer Kollektivschuld abzulehnen. Wahr ist aber auch, daß sich weit mehr<br />
Deutsche persönlich schuldig gemacht haben, als ihre Mitschuld einzugestehen<br />
bereit waren. Schuld tragen nicht allein <strong>die</strong> Täter vor Ort <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
politische Führung. In verschiedenem Grad haben auch <strong>die</strong> Mitläufer <strong>und</strong><br />
alle <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> weggesehen haben, Mitschuld auf sich geladen. Dabei<br />
wissen wir sehr wohl, welchem Druck <strong>die</strong> Bevölkerung damals ausgesetzt<br />
war, wir kennen das Ausmaß staatlicher Desinformation <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong><br />
Methoden von Einschüchterung <strong>und</strong> Verängstigung. […] Die Frage von Mitverantwortung<br />
stellt sich auch unserer Kirche. Wir sind gehalten, uns über eine<br />
lange Tradition des Antijudaismus unter den Christen <strong>und</strong> in unserer<br />
Kirche Rechenschaft abzulegen.“ Die dann folgenden Ausführungen sind<br />
m.E. angesichts <strong>der</strong> benennbaren antisemitischen Zeugnisse aus dem deutschen<br />
Episkopat in ihrer nichtssagenden Allgemeinheit unannehmbar. „Desinformation“<br />
kann zudem das Episkopat <strong>der</strong> beschriebenen Zeit wohl kaum als<br />
mil<strong>der</strong>nden Umstand für sich in Anspruch nehmen.<br />
56 Sein Vorgänger Papst Pius XI. hatte in <strong>der</strong> Enzyklika „Mit brennen<strong>der</strong><br />
Sorge“ (1937) erklärt, wer Rasse, Volk o<strong>der</strong> Staat zur höchsten Norm<br />
erhebe, <strong>der</strong> verfälsche „<strong>die</strong> gottgeschaffene <strong>und</strong> gottbefohlene Ordnung <strong>der</strong><br />
Dinge“, 1938 alle katholischen Universitäten zur Bekämpfung des Antisemitismus<br />
aufgerufen <strong>und</strong> im September 1938 gesagt: „Der Antisemitismus<br />
ist eine abstoßende Bewegung, an <strong>der</strong> wir Christen keinen Anteil nehmen<br />
können. […] Der Antisemitismus ist nicht vertretbar. Geistlich sind wir<br />
Semiten.“ (Quelle: www.dbk.de)<br />
57 Vgl. dazu <strong>die</strong> Zeitzeugenaussagen in <strong>der</strong> ZDF-Reihe „Vatikan – Die Macht<br />
<strong>der</strong> Päpste“ von Guido Knopp (Folge: Pius XII. – Als „ZDF Video<br />
Spezial“ im Handel.)<br />
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