peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Reiches“ verbürgten Wunsch, einen <strong>krieg</strong>erischen Feldzug gegen den<br />
gottlosen Bolschewismus im Osten persönlich zu segnen?<br />
Ein Großteil <strong>der</strong> nationalen Kirchengeschichtsschreibung bestand<br />
nach 1945 in Auftragsarbeiten, <strong>die</strong> so etwas wie einen repräsentativen<br />
Wi<strong>der</strong>stand konstruierten. 58 Die Erschütterung blieb einfach aus,<br />
<strong>und</strong> das wurde belohnt. Die Kirchen waren als staatstragende Moralinstanzen<br />
rehabilitiert, konnten ab 1950 gegen eine verbreitete Abneigung<br />
in <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>bewaffnung absegnen <strong>und</strong><br />
1957/58 duldsame o<strong>der</strong> gar wohlwollende Worte über eine Atombewaffnung<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr verlieren. (Kritische Protestanten, Prominente<br />
wie Reinhold Schnei<strong>der</strong> <strong>und</strong> z.B. ehemalige Mitglie<strong>der</strong> des<br />
Friedensb<strong>und</strong>es deutscher Katholiken 59 , <strong>die</strong> oft schon vor 1933 als<br />
Antifaschisten aktiv gewesen waren, wurden in jener Phase mit Vorliebe<br />
als „Kommunisten“ abgetan <strong>und</strong> öffentlich zu Unpersonen<br />
erklärt. Die frühen Bekenntnisse auch führen<strong>der</strong> Unionspolitiker 60 ,<br />
Deutsche dürften fortan keine Waffe mehr in <strong>die</strong> Hand nehmen,<br />
waren längst vergessen.)<br />
Tatsächlich macht <strong>die</strong> katholische Bischofskonferenz bis heute<br />
<strong>die</strong> Konstruktion einer „rechtmäßigen staatlichen Obrigkeit“ als<br />
mil<strong>der</strong>nden Umstand für ihre Vorgänger in Hitlerdeutschland geltend!<br />
61 Sie versäumt es nicht, an Vergewaltigungen durch sowjeti-<br />
58 Den Ausgangspunkt auf katholischer Seite nennt Reichel 2003, 70: „Der<br />
Hirtenbrief <strong>der</strong> katholischen Bischöfe vom August 1945 rühmte <strong>die</strong><br />
oppositionelle Haltung vieler Katholiken, sprach auch von einer Mitschuld;<br />
vom Judenmord sprach er nicht.“<br />
59 Vgl. zum Friedensb<strong>und</strong> deutscher Katholiken: den Beitrag von Arno<br />
Klönne in: Eicher 1982, 103-124; Blömeke 1992; Pax Christi – Deutsches<br />
Sekretariat (Hrsg.): 75 Jahre katholische Friedensbewegung in Deutschland<br />
= Probleme des Friedens – Politische Schriftenreihe 2/1995 (beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />
Beitrag von Paulus Engelhardt); Jahnke/Rossaint 1997 <strong>und</strong> 2002.<br />
60 Unter Applaus des gesamten B<strong>und</strong>estages hatte z.B. <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estagspräsident<br />
Hermann Ehlers (CDU) ausgerufen: „Gott hat uns <strong>die</strong> Waffen aus <strong>der</strong> Hand<br />
geschlagen, damit wir sie nicht mehr ergreifen.“ (Zitiert nach: Alt 2002, 26.)<br />
61 In einer <strong>der</strong> TV-Serie „Holocaust“ nachfolgenden Stellungnahme <strong>der</strong><br />
Deutschen Bischofskonferenz vom 13. Januar 1979 heißt es allen Ernstes:<br />
„Der Wi<strong>der</strong>spruch zum Nationalsozialismus bestritt nach Selbstverständnis<br />
wie Auftrag <strong>der</strong> Kirche nicht <strong>die</strong> Rechtmäßigkeit des Staates mit den daraus<br />
für den Staats<strong>bürger</strong> sich ableitenden Pflichten (z.B. Wehrpflicht) …<br />
Gerade im Krieg standen <strong>die</strong> Katholiken wie alle nichtnationalsozialistischen<br />
[sic!] Deutschen vor dem gleichen Dilemma zwischen Erfüllung <strong>der</strong><br />
staats<strong>bürger</strong>lichen <strong>und</strong> patriotischen Pflichten einerseits <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ablehnung<br />
des Nationalsozialismus an<strong>der</strong>erseits“. (Zitiert nach: Reckinger 1983, 186.)<br />
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