peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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schen Pax-Christi-Bischöfen zur St<strong>und</strong>e erst wenige Stimmen aus<br />
<strong>der</strong> Ökumene realisiert haben. Das – von <strong>der</strong> UN-Vollversammlung<br />
eingeholte – Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofs in<br />
Den Haag vom 8. Juli 1996 66 hat klargestellt, daß <strong>die</strong> Verwendung<br />
<strong>der</strong> Atombombe als politischer Drohwaffe <strong>und</strong> ihr <strong>krieg</strong>erischer<br />
Einsatz „generell gegen <strong>die</strong>jenigen Regeln des Völkerrechts verstoßen<br />
würden, <strong>die</strong> für bewaffnete Konflikte gelten, insbeson<strong>der</strong>e gegen<br />
<strong>die</strong> Prinzipien <strong>und</strong> Regeln des humanitären Kriegs-Völkerrechts.“<br />
Die Richter des IGH, <strong>der</strong> ein Hauptorgan <strong>der</strong> UNO ist, schließen<br />
daraus: „Es besteht eine völkerrechtliche Verpflichtung, in redlicher Absicht<br />
Verhandlungen zu führen <strong>und</strong> zum Abschluß zu bringen, <strong>die</strong><br />
zu nuklearer Abrüstung (Entwaffnung) in allen ihren Aspekten unter<br />
strikter <strong>und</strong> wirksamer internationaler Kontrolle führen.“ (Der<br />
Entscheid ist gemäß Art. 25 GG für „alle Organe des Rechtsstaates<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland“ bindend. 67 ) Nunmehr können – <strong>und</strong><br />
sollten – sich kirchliche Stellungnahmen bei <strong>der</strong> Verwendung eines<br />
strafrechtlichen Vokabulars zur Benennung des Verbrechens ausdrücklich<br />
auch auf das Internationale Recht berufen. Der fortdauernde<br />
Rechtsbruch <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung darf von den Kirchen nicht<br />
– dem Begehren von Parteilobbyisten in Generalvikariaten <strong>und</strong> Synoden<br />
entgegenkommend – verschwiegen werden.<br />
Glaubwürdig können aber nur solche Stellungnahmen sein, <strong>die</strong><br />
über eine abstrakte Ächtung <strong>der</strong> Atombombe hinausgehen <strong>und</strong> mit<br />
dem bisherigen Muster brechen. Zu verurteilen ist <strong>der</strong> einfach benennbare<br />
Stand <strong>der</strong> Dinge, <strong>der</strong> unerfreulicher ausfällt als zur Zeit des<br />
Kalten Krieges. Ohne nennenswerte Empörung <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
erklärte <strong>der</strong> britische Verteidigungsminister Geoff Hoon vor dem<br />
Irak-Krieg 2003: „Sie können sicher sein, daß wir unter <strong>der</strong> richtigen<br />
Voraussetzung bereit sind, unsere Nuklearwaffen zu nutzen.“ 68 In<br />
Verhöhnung des internationalen Rechtes bek<strong>und</strong>en <strong>die</strong> USA ihre<br />
Bereitschaft zum Ersteinsatz von Nuklearwaffen gegen Nichtatomwaffenstaaten,<br />
verweigern echte Abrüstungsschritte <strong>und</strong> sabotieren<br />
66 Vgl. zum IHG-Entscheid <strong>und</strong> den erfor<strong>der</strong>lichen Konsequenzen: Deiseroth<br />
1996/2005a/2005b. Die Stimmenknappheit bei <strong>der</strong> Ächtung <strong>der</strong> reinen<br />
Androhung des Atomwaffeneinsatzes resultierte daraus, daß <strong>die</strong> ablehnenden<br />
Richter eine radikalere Position vertraten <strong>und</strong> eine (nicht nur generelle,<br />
son<strong>der</strong>n) ausnahmslose Völkerrechtswidrigkeit <strong>der</strong> behandelten Sachverhalte<br />
mit Gewißheit testieren wollten.<br />
67 Erler/Widmann/Jäger 1999.<br />
68 Zitiert nach: Alt 2002, 46.<br />
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