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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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zwingende Notwendigkeit zum Verzicht auf den iustum-bellum-Rekurs<br />

ergibt sich – unabhängig von seiner abstrakten Berechtigung<br />

o<strong>der</strong> Unzulässigkeit – gegenwärtig allein aus unserer konkreten historischen<br />

Situation. Die Ideologie gerechter Kriegsführung unter dem<br />

Anspruch moralischer Überlegenheit ist jener Angelpunkt, mit dem<br />

<strong>der</strong> administrativ-militärisch-industrielle Komplex <strong>der</strong> USA <strong>die</strong> Unterstützungsbereitschaft<br />

bzw. Duldung <strong>der</strong> US-amerikanischen Gesellschaft<br />

bezogen auf Hochrüstung <strong>und</strong> globale Kriegsführung gewährleisten<br />

kann. Während ein christlicher Prinzipienstreit über<br />

Pazifismus gegenwärtig folgenlos wäre o<strong>der</strong> schlimmstenfalls vom<br />

Blick auf laufende Kriegsverbrechen ablenkt, wirkt ein Be<strong>die</strong>nen<br />

<strong>die</strong>ser US-Ideologie <strong>und</strong> <strong>der</strong> sich analog entwickelnden europäischen<br />

Militärdoktrinen unter allen Umständen aktiv <strong>krieg</strong>ssubventionierend!<br />

Die lehramtliche Weiterentwicklung <strong>der</strong> römischen Weltkirche,<br />

auf <strong>die</strong> wir uns in <strong>die</strong>sem Abschnitt konzentrieren, gibt für <strong>die</strong> Bemühung<br />

„gerechter Kriege“ im dritten Jahrtausend auch nichts mehr<br />

her. Papst Pius XII., dessen Stellungnahmen zum Krieg im übrigen<br />

viele Wendungen <strong>und</strong> Zweideutigkeiten beinhalten, hat Ottavianis<br />

Anliegen aufgegriffen. 70 Zunächst erweitert er am 24.12.1944 <strong>die</strong><br />

überkommene Kriegsdoktrin <strong>der</strong> Kirche durch eine Ächtung des Angriffs<strong>krieg</strong>es,<br />

was einer Neubestimmung des bellum iustum für <strong>die</strong> gewandelten<br />

Bedingungen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne gleichkommt. Er for<strong>der</strong>t wörtlich,<br />

ohne Aufschub „alles zu tun, was möglich ist, um ein für allemal<br />

den Angriffs<strong>krieg</strong> als erlaubte Lösung internationaler Spannungen<br />

<strong>und</strong> als Werkzeug nationaler Bestrebungen in Acht <strong>und</strong> Bann zu<br />

bringen.“ (Hier also reagiert <strong>die</strong> Kirche mit sechzehnjähriger Verspätung<br />

auf den Briand-Kellog-Pakt.) Immer wie<strong>der</strong> kommt <strong>der</strong> Papst<br />

min<strong>der</strong> deutlich darauf hin: Kin<strong>der</strong>, seid doch nicht so dämlich, unseren<br />

moraltheologischen Zeitvertreib so ernst zu nehmen! Denn ‚im Kriegsfalle‘,<br />

wenn unsere ‚Entscheidungen‘ eigentlich zum Zuge kommen sollten,<br />

danken wir still <strong>und</strong> heimlich ab <strong>und</strong> überlassen jedem Verbrecher das<br />

Urteil über Recht <strong>und</strong> Unrecht, wenn er nur – <strong>und</strong> das ist ja immer <strong>der</strong> Fall<br />

– als ‚rechtmäßige Autorität‘, als ‚Gottes Dienerin zum Besten für dich‘<br />

(Hirschmann zu Römer 13,4) von uns empfohlen wurde. Wir, ihr, <strong>der</strong> Papst<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Bischöfe gehören doch nur zu den ‚Einzelnen‘, <strong>der</strong>en ‚Urteilsbereich‘<br />

aus ‚Kurzsichtigkeiten <strong>und</strong> Gefühlsstimmungen‘ besteht. Vom Papst<br />

bis zum letzten katholischen Laien sind wir im ‚Kriegsfalle‘ also recht<br />

eigentlich das ‚emotional aufgepeitschte Volk‘ (Hirschmann).“ (Zitiert nach:<br />

Deschner 1970, 16f.)<br />

70 Vgl. Eichinger 1982, 71-77; Reckinger 1983, 48f, 60ff., 110; Klüber 1984, 9-16, 58.<br />

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