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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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mel, vertritt ein ausnahmslos geltendes Tötungsverbot für Christen<br />

<strong>und</strong> erblickt in Jesu Weisung an Petrus (Matthäus 26,52) eine Absage<br />

an jeglichen Waffengebrauch: „Wie könnte <strong>der</strong> Christ Krieg führen,<br />

wie könnte er selbst in Friedenszeiten Soldat werden, ohne das<br />

Schwert zu tragen, das <strong>der</strong> Herr verboten hat?“ Er hält einen menschlichen<br />

Fahneneid auf den weltlichen Herrscher für strikt unvereinbar<br />

mit dem Siegel <strong>der</strong> Getauften <strong>und</strong> glaubt im übrigen an einen<br />

unblutigen Umsturz des römischen Reiches durch das Christentum.<br />

Auch Tertullian wendet <strong>die</strong> zivilisatorische Perspektive <strong>der</strong> Propheten<br />

Israels auf das christliche Zeitalter an: „Kein Volk wird mehr<br />

gegen das an<strong>der</strong>e zum Schwert greifen, <strong>und</strong> sie werden das Kriegführen<br />

nicht mehr lernen.“ (Jesaja 2,3f.) Klemens von Alexandrien<br />

(140/50 – 215) schreibt, Christus habe mit seinem Wort ein Heer<br />

versammelt, das kein Blut vergießt.<br />

Gegen Ende des 2. Jahrhun<strong>der</strong>ts schreibt ein Christ an einen<br />

gewissen Diognetos über jene, <strong>die</strong> bei Gott einge<strong>bürger</strong>t sind (<strong>und</strong><br />

nicht in den Räuberstaaten <strong>der</strong> Erde): „Sie wohnen im eigenen Vaterland,<br />

jedoch nur wie Beisassen, sie haben an allem Anteil wie Bürger, <strong>und</strong> erdulden<br />

doch alles wie Fremdlinge. Jegliche Fremde ist ihnen Heimat, <strong>und</strong> jegliche Heimat<br />

Fremde …“ Erst viel später wird man es fertigbringen, <strong>die</strong> Vaterlandsliebe<br />

als „christliche“ Tugend zu verherrlichen <strong>und</strong> im Anschluß<br />

an Thomas von Aquin eine gleichsam natürliche Pflicht zu behaupten,<br />

dem eigenen nationalen „Volksgenossen“ eher beizustehen als<br />

einem Fremden. (Durch <strong>der</strong>lei Umkehrungen fühlte sich dann 1935<br />

ein Bischof Conrad Gröber in seinem germanischen Wahn bestätigt.<br />

23 )<br />

Die erst vor hun<strong>der</strong>t Jahren entdeckte, noch heute wegen ihrer<br />

normativen Wirkung bei an<strong>der</strong>en Fragen sehr angesehene Römische<br />

Kirchenordnung des Hippolyt († 235) schreibt kategorisch vor:<br />

„Wenn ein Taufbewerber o<strong>der</strong> Gläubiger Soldat werden will, dann<br />

weise man ihn zurück, denn er hat Gott verachtet.“ Kanon 16 verlangt<br />

von Soldaten, <strong>die</strong> sich im Militärstand bekehren, daß sie sich<br />

fortan verpflichten, jeglichen Tötungsbefehl zu verweigern. (Der späte<br />

Tertullian hatte kompromißlos ihren Austritt aus <strong>der</strong> Armee gefor<strong>der</strong>t.)<br />

Militärische Funktionen o<strong>der</strong> zivile Ämter, <strong>die</strong> eine Beteiligung<br />

an Todesstrafen mit sich bringen, sind Christen nach dem frühen<br />

Kirchenrecht schlechthin untersagt. (Noch zu Beginn des 4. Jahr-<br />

23 Vgl. dazu den unsäglichen Artikel „Vaterlandsliebe“ in: Gröber 1937, 617-621.<br />

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