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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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nen „Divinae Institutiones“ proklamiert: „Wenn Gott das Töten<br />

verbietet, ist nicht nur das Ermorden von Menschen nach Räuberart<br />

verboten; das verbietet auch schon das staatliche Gesetz; son<strong>der</strong>n es<br />

ist dann jede an<strong>der</strong>e Menschentötung verboten, auch eine solche,<br />

<strong>die</strong> nach weltlichem Recht sehr wohl erlaubt wäre.“ Doch passend<br />

zur Wende rühmt er <strong>die</strong> Erscheinung eines Engels, <strong>der</strong> dem Kaiser<br />

Licinius ein Gebet lehrt, das den Truppen einen Sieg über den Rivalen<br />

<strong>und</strong> Christenfeind Maximinus Daja bescheren soll. Von nun an<br />

werden aus den Verfolgten des Imperiums zunehmend <strong>die</strong> neuen<br />

Herren hervorgehen. Die „Macht“, <strong>die</strong> noch jede Bewegung <strong>der</strong><br />

Geschichte zu korrumpieren vermocht hat, hat sich Eingang in <strong>die</strong><br />

Kirchenhallen verschafft.<br />

Ein Jahr später (314) verbietet dann bereits <strong>die</strong> vom Kaiser einberufene<br />

Regionalsynode von Arles für christliche Soldaten <strong>die</strong> Desertion<br />

aus <strong>der</strong> kaiserlichen Armee in Friedenszeiten. 30 Der erste<br />

Schritt zur Einglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Christen erfolgt damit über militärische<br />

„Polizei<strong>die</strong>nste“. Hun<strong>der</strong>t Jahre später ist dann den Nicht<strong>christen</strong><br />

<strong>der</strong> Soldaten<strong>die</strong>nst seitens des Staates verwehrt! Vormals hatte<br />

man <strong>die</strong> christlichen Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerer als Märtyrer verehrt.<br />

Nun schließt man sie von <strong>der</strong> Kommunion aus <strong>und</strong> streicht als Märtyrer<br />

kanonisierte Deserteure aus den Heiligenkalen<strong>der</strong>n heraus. 31<br />

Von <strong>der</strong> Unvereinbarkeit soldatischen Tötungs<strong>die</strong>nstes für Christen<br />

bleibt nunmehr in <strong>der</strong> Reichskirche nur noch das Privileg einer Freistellung<br />

<strong>der</strong> Kleriker, <strong>der</strong> speziellen Priesterschaft also, vom Militär.<br />

Immerhin wünscht Basilius im vierten Jahrhun<strong>der</strong>t noch, <strong>die</strong> Soldaten<br />

sollten ihre Hände nach Tötungshandlungen drei Jahre [!] lang<br />

von <strong>der</strong> Kommunion fern halten. Durchsetzen werden sich Altäre,<br />

<strong>die</strong> man inmitten <strong>der</strong> Schlachtfel<strong>der</strong> aufstellt, <strong>und</strong> Predigten für ein<br />

gottwohlgefälliges „Töten ohne Haß“. (In betenden Händen, so predigt<br />

<strong>der</strong> Kölner Kardinal Meisner bei seinen traditionellen Soldatengottes<strong>die</strong>nsten,<br />

ist <strong>die</strong> Waffe gut aufgehoben.)<br />

Die ganz neue Kriegslehre <strong>der</strong> Staatskirche hat nach Ambrosius<br />

30 Aufrechterhalten werden von <strong>der</strong> Kirche lediglich solche Berufsverbote für<br />

Christen, <strong>die</strong> dem staatlichen Interesse nicht entgegenstehen (Unterhaltungsgewerbe,<br />

Prostitution, Produktion heidnischer Kultobjekte etc.).<br />

31 Vgl. Harnack 1924, 588f., mit einem Zitat von Achelis: „Seit dem 4. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

tilgte <strong>die</strong> staatsfre<strong>und</strong>liche Kirche aus ihren Kalen<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Namen<br />

aller Soldaten-Märtyrer, um eine unerwünschte Wirkung auf <strong>die</strong> christliche<br />

Armee zu vermeiden.“<br />

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