peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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an all <strong>die</strong>se Greuel so oft wi<strong>der</strong>setzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> eigene Opferrolle betonen<br />
konnte, hat <strong>die</strong> US-Besatzungspolitik zumindest begünstigt. 57<br />
In einem offiziellen Schuldbekenntnis wurde – immerhin – <strong>die</strong> eigene<br />
Vergangenheit „aufrichtig bedauert“, unter Einschluß jener „Aggression<br />
<strong>und</strong> Kolonialherrschaft“, <strong>die</strong> „unerträgliches Leid verursacht<br />
haben.“ 58 In den USA betrachtete man <strong>die</strong>se Bek<strong>und</strong>ung jedoch als<br />
wertlos, da sie einen Hinweis auf <strong>die</strong> Verbrechen an<strong>der</strong>er Imperialmächte<br />
enthielt.<br />
In Anbetracht <strong>die</strong>ser moralischen Meßlatte an den einstigen Feind<br />
muß gefragt werden, wie glaubwürdig denn <strong>die</strong> US-amerikanische<br />
Erinnerungskultur zum Zweiten Welt<strong>krieg</strong> sich entwickelt hat. Mit<br />
dem fragwürdigen Etikett „the best war ever“ versieht man seit den<br />
90er Jahren jenen Kriegsschauplatz, <strong>der</strong> weltweit mehr als 60 Millionen<br />
Menschenleben gekostet hat. Doch zur Historie gehört nicht<br />
nur <strong>die</strong> große Kampagne zur „Befreiung <strong>der</strong> Welt von Tyrannei <strong>und</strong><br />
Unterdrückung“. In den USA wurden nach „Pearl Harbor“ 120.000<br />
japanischstämmige Staats<strong>bürger</strong> in Internierungslagern festgesetzt. 59<br />
Das unselige Kapitel ist im National Museum of American History<br />
in Washington ausführlich dokumentiert <strong>und</strong> von US-Präsidenten –<br />
namentlich auch von Präsident George W. Bush Junior – öffentlich<br />
als dunkler Fleck <strong>der</strong> US-Geschichte erinnert. Mit seinem Film Come,<br />
See The Paradise (1990) hat Alan Parker <strong>die</strong>sen beschämenden Anweg<br />
vor Hiroshima im Rahmen <strong>der</strong> Liebesgeschichte zwischen einem US-<br />
Gewerkschafter mit irischer Herkunft <strong>und</strong> <strong>der</strong> japanischstämmigen<br />
US-Bürgerin Lilly Kawamura erzählt. (Allerdings lehnte es das Pentagon-Filmbüro<br />
ab, <strong>die</strong> Dreharbeiten zu unterstützen.) Snow Falling<br />
On Cedars (2000) zur antiasiatischen Diskriminierung noch Jahre nach<br />
57 So Coulmas 2005. Fatal wirkte sich das durch <strong>die</strong> US-Besatzung lange<br />
verbotene Gedenken für <strong>die</strong> Atombombenopfer (bzw. überhaupt eine <strong>die</strong><br />
Atombomben betreffende Informationssperre) aus. Als eine kleine Clique<br />
von Kriegsverbrechern als Schuldige ausgemacht <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kaiser – über <strong>die</strong><br />
Maßen – rehabilitiert war, bestärkten <strong>die</strong> nun freien Nachrichten über <strong>die</strong><br />
Atombombenabwürfe ein schiefes Opferbewußtsein <strong>der</strong> ganzen Nation.<br />
Die Rechte hatte ihr willkommenes Alibi <strong>und</strong> konnte den japanischen<br />
Militarismus übergehen. Die Parallelen zur „Vergangenheitsbewältigung“<br />
<strong>der</strong> Adenauer-Ära sind offenk<strong>und</strong>ig.<br />
58 Vgl. dazu Chomsky 2001, 117f. – Selbstredend geht es hier nicht um einen<br />
historischen Vergleich zwischen Japan <strong>und</strong> den USA!<br />
59 Vgl. Elazar 2000, 75-91; Bürger 2005b, 218, 237f. Bereits 1976 hat John<br />
Korty <strong>die</strong>se Zeit im TV-Drama Farewell To Manzanar dargestellt.<br />
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