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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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sche Soldaten zu erinnern. 62 Doch sie erinnert z.B. nicht an den<br />

Heimatbischof meiner Kin<strong>der</strong>tage, an den deutschnationalistischen<br />

Erzbischof <strong>und</strong> nachmaligen Kardinal Lorenz Jäger. Dieser hatte<br />

1942 – im Kontext einer Tötungsmaschinerie gegen 20 Millionen<br />

Menschen aus <strong>der</strong> Sowjetunion – in seinem Fastenhirtenbrief gepredigt:<br />

„Schaut hin auf Rußland! Ist jenes arme, unglückliche Land<br />

nicht <strong>der</strong> Tummelplatz von Menschen, <strong>die</strong> durch ihre Gottfeindlichkeit<br />

<strong>und</strong> ihren Christushaß fast zu Tieren entartet sind.“ 63 Drastischer<br />

läßt sich <strong>die</strong> Entmenschlichungsstrategie von Kriegspropaganda<br />

nicht mehr vorführen.<br />

1995 konstatierten <strong>die</strong> deutschen Bischöfe zum ersten Mal, es habe in <strong>der</strong><br />

NS-Zeit „auch unkluges Schweigen“ gegeben. (vgl. Drewermann 1998, 45.)<br />

Die Pax-Christi-Bewegung bedauerte in einer ansonsten durchweg lobenden<br />

Stellungnahme zum Hirtenwort „Gerechter Friede“ (2000), „daß <strong>die</strong><br />

Bischöfe zu keiner klaren Aussage zur Haltung <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />

gegenüber dem Eroberungs- <strong>und</strong> Vernichtungs<strong>krieg</strong> Hitlers 1939 bis 1945<br />

bereit waren <strong>und</strong> damit <strong>die</strong> Chance zu einem späten, wirklich befreienden<br />

Schuldeingeständnis <strong>der</strong> Kirche verpaßt haben. Die Textpassage zu ‚Ehrlicher<br />

Umgang mit Schuld‘ enthält Rückfragen an <strong>die</strong> Kirche selbst, auf <strong>die</strong><br />

sie eine eigene Antwort schuldig bleibt.“ Die am 28. April 2004 veröffentlichte<br />

Erklärung des Präsidiums von Pax Christi „zum 8. Mai 1945“<br />

(www.paxchristi.de) wird unter <strong>der</strong> Überschrift „Umgang mit <strong>der</strong> eigenen<br />

Geschichte“ noch deutlicher. Die zahlreichen vorhandenen Erklärungen,<br />

nachzulesen auf <strong>der</strong> Website <strong>der</strong> Bischofskonferenz (www.dbk) , fragen –<br />

von Rechtfertigungsversuchen abgesehen – nirgends nach jenen strukturellen<br />

<strong>und</strong> geistigen Ursachen <strong>der</strong> „Kooperation“ im faschistischen Staat, <strong>die</strong><br />

nach 1945 eine tiefgreifende Neuorientierung für <strong>die</strong> Gestalt <strong>der</strong> Kirche<br />

erfor<strong>der</strong>t hätten.<br />

62 „Wir verkennen nicht <strong>die</strong> furchtbaren Folgen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Eroberung weiter<br />

Teile Deutschlands durch <strong>die</strong> Rote Armee für <strong>die</strong> dortige Bevölkerung mit<br />

sich brachte. Von ihrer Führung ermutigt, für <strong>die</strong> ungeheueren Verbrechen<br />

<strong>der</strong> Deutschen an <strong>der</strong> russischen Bevölkerung Rache zu nehmen, standen<br />

sowjetische Soldaten nicht nur im gerechten Kampf gegen Hitler, son<strong>der</strong>n<br />

auch im Dienst <strong>der</strong> Verbrechen Stalins. Das erlittene Leid, das als Rache für<br />

<strong>die</strong> deutschen Verbrechen auf <strong>die</strong> deutsche Bevölkerung zurückschlug, darf<br />

uns jedoch nicht dafür blind machen, daß ohne den ungeheuren Blutzoll,<br />

den vor allem <strong>die</strong> russischen, weißrussischen <strong>und</strong> ukrainischen Soldaten<br />

entrichtet haben, das Morden in Auschwitz nicht beendet worden wäre.“<br />

(Erklärung <strong>der</strong> deutschen Bischöfe aus Anlaß des 60. Jahrestages <strong>der</strong><br />

Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 2005.)<br />

63 Zitiert nach: Drewermann 2001, 44f. In <strong>der</strong> Publizistik des Pa<strong>der</strong>borner<br />

Erzbistums <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Heimatpresse des Sauerlandes hat es rege Bemühungen<br />

zu einer Apologie des besagten Zitates <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kriegsfreudigkeit von<br />

Erzbischof Jäger gegeben.<br />

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