peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Gegenüber <strong>krieg</strong>erischen F<strong>und</strong>amentalisten erfüllt das Bekenntnis<br />
jene Funktion <strong>der</strong> „Exkommunikation“ 98 , ohne <strong>die</strong> es keine handlungsfähige<br />
Ökumene <strong>der</strong> Christenheit <strong>und</strong> keinen Schutz christlicher<br />
Identität geben wird. (Die <strong>der</strong>zeit gefährlichsten Bellizisten auf<br />
dem Globus sind – wie<strong>der</strong> einmal – „Christen“!) Die Ächtung <strong>der</strong><br />
Atombombe muß so breit <strong>und</strong> so spürbar erfolgen, daß je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> an<br />
Nuklearprogrammen festhält, den Einspruch <strong>der</strong> Christenheit nicht<br />
mehr überhören kann <strong>und</strong> sich seiner Isolation bewußt wird. Im<br />
politischen Bereich würde ein analoges Vorgehen den Nerv <strong>der</strong><br />
Atomwaffenstrategie treffen. Die Funktion <strong>der</strong> nuklearen Teilhabe von<br />
NATO-Partnern ist nämlich nur nachrangig eine militärische. Es geht<br />
vor allem darum, Län<strong>der</strong> wie Belgien o<strong>der</strong> Deutschland zu Mittätern<br />
zu machen, das heißt zunächst: sie in das Netz <strong>der</strong> Mißachtung<br />
des Internationalen Gerichtshofes, <strong>der</strong> ein Hauptorgan <strong>der</strong> UNO<br />
ist, zu verstricken.<br />
Über <strong>die</strong> Kirchen hinaus kann das Bekenntnis den Gesellschaften<br />
jene Signale schenken, auf <strong>die</strong> gegenwärtig so viele Menschen<br />
warten. (Modelle sind ansteckend: Jemand muß anfangen, laut zu<br />
sagen, daß <strong>der</strong> Kaiser nackt ist, dann wagen es schließlich alle.) In<br />
wenigen Jahren wird ein ökumenischer Bekenntnisprozeß zum „Neoliberalismus“<br />
gebündelt sein, in dem vermutlich erstmals nicht <strong>die</strong><br />
reichen Christen <strong>der</strong> Erde den Ton angeben. Die Absage an <strong>die</strong><br />
Götzen Mammon-Macht-Krieg ist bei <strong>die</strong>sem weltweiten Prozeß nur<br />
als Einheit zu verstehen. Sie betrifft das Taufbekenntnis jedes Chris-<br />
98 Vgl. Reckinger 1983, 174-177 u.a., <strong>der</strong> ganz konkret das kirchliche Instrument<br />
<strong>der</strong> „Exkommunikation“ als Mittel ansieht, <strong>die</strong> Beteiligung von Christen an<br />
nicht zu rechtfertigenden Kriegshandlungen zu denunzieren. Adressat ist vor<br />
allem auch <strong>die</strong> Öffentlichkeit. Der Vorschlag ist nicht abwegig, wenn man<br />
bedenkt, daß noch <strong>der</strong> hl. Basilius nach Tötungshandlungen von Soldaten<br />
einen mehrjährigen Ausschluß von <strong>der</strong> Kommunion wünschte (ein gewiß<br />
wirksames kirchliches Zeichen). Wegen <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit des kirchlichen<br />
Einspruchs gegen das Morden des Militärregimes hat auch Bischof San<br />
Oscar Romero in El Salvador vor einem Vierteljahrhun<strong>der</strong>t Exkommunikationen<br />
ausgesprochen. (Vergeblich wünschte er noch kurz vor seiner Ermordung,<br />
<strong>der</strong> Vatikan möge ihm mit ähnlich deutlichen Gesten beistehen.) Uns<br />
schwebt am ehesten eine „Exkommunikation“ von <strong>krieg</strong>skollaborierenden<br />
Christen <strong>und</strong> Kirchen durch ein einmütiges Bekenntnis <strong>der</strong> Weltökumene<br />
vor, welche weniger als traditionelle „Kirchenstrafe“ gedacht ist. Der Sinn<br />
besteht auch hier ausdrücklich in <strong>der</strong> öffentlichen Isolierung aller, <strong>die</strong> sich<br />
z.B. im Dienste <strong>der</strong> Massenvernichtung auf das Christentum berufen. Die<br />
Funktion, christliche Identität zu schützen, ist damit gleichzeitig erfüllt.<br />
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