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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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NATO-Beitritt <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik erfolgte im März/April 1955 <strong>die</strong><br />

erste Stationierung von Atomwaffen in Westdeutschland. 107 „Die deutsche<br />

Öffentlichkeit“, so Otfried Nassauer, „erfuhr von <strong>der</strong> Existenz<br />

atomarer Waffen auf deutschem Boden erst zwei Jahre später am 15.<br />

März 1957 durch <strong>die</strong> US-Streitkräfte. Bereits fünf Tage später kündigte<br />

NATO-Oberbefehlshaber General Norstadt überraschend an,<br />

daß <strong>die</strong> atomaren Waffen <strong>der</strong> USA im Kriegsfall auch den Verbündeten,<br />

zum Beispiel <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr, übergeben würden. Kurz darauf<br />

bek<strong>und</strong>ete B<strong>und</strong>eskanzler Adenauer sein Interesse, <strong>die</strong> B<strong>und</strong>eswehr<br />

mit atomaren Trägersystemen auszustatten.“<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> von ihm dringlich gewünschten nuklearen Ausstattung<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr spricht Konrad Adenauer im April 1957<br />

von ganz „normalen“ Waffen: „Unterscheiden Sie doch <strong>die</strong> taktischen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> großen atomaren Waffen. […] Die taktischen Waffen<br />

sind nichts weiter als eine Weiterentwicklung <strong>der</strong> Artillerie. Selbstverständlich<br />

können wir nicht darauf verzichten, daß unsere Truppen auch<br />

in <strong>der</strong> normalen Bewaffnung <strong>die</strong> neueste Entwicklung mitmachen.“<br />

Äußerst passend zu <strong>die</strong>sem Ansinnen erklären 1957/58 sieben katholische<br />

Moraltheologen, darunter schließlich Kardinal Joseph<br />

Höffner als Mitunterzeichner, dreizehn Jahre nach Hiroshima: „Wenn<br />

das Kampfmittel sich <strong>der</strong> Kontrolle des Menschen völlig entzöge,<br />

müßte seine Anwendung als unsittlich verworfen werden. Daß <strong>die</strong><br />

Wirkung <strong>der</strong> atomaren Kampfmittel sich <strong>die</strong>ser Kontrolle völlig entzieht,<br />

muß nach dem Urteil gewissenhafter Sachkenner als unzutreffend<br />

bezeichnet werden. Ihre Verwendung wi<strong>der</strong>spricht darum nicht<br />

notwendig <strong>der</strong> sittlichen Ordnung <strong>und</strong> ist nicht in jedem Fall Sünde.“<br />

108 Die „gewissenhaften Sachkenner“ werden allerdings, wie Klüber<br />

vermerkt, nicht genannt. Während Augustinus <strong>die</strong> tödliche Einbeziehung<br />

von fünfzig Zivilisten kaum als gerechte Kriegsführung<br />

bezeichnet hätte, wird hier für Waffen, <strong>die</strong> Tausende o<strong>der</strong> Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

Zivilisten immer mittreffen, das zynische Negativkriterium<br />

einer „völligen Unkontrollierbarkeit“ konstruiert. Zusammen mit<br />

<strong>der</strong> Gesinnungsatomethik eines Gustav G<strong>und</strong>lach wird <strong>der</strong> Weg frei<br />

für den politischen Katholizismus in Deutschland, eine „Neutralität<br />

<strong>der</strong> Waffen“ in sittlicher Hinsicht zu behaupten. 109 In den USA kann<br />

107 Vgl. zum folgenden <strong>und</strong> als Quelle für nicht eigens ausgewiesene Zitate:<br />

Nassauer 2005.<br />

108 Vgl. Raym<strong>und</strong> Schwager in: Battke 1982, 53f.; Klüber 1984, 48f.<br />

109 Vgl. D. Mieth in: Battke 1982, 45.<br />

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