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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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ten, das Leben jedes Menschen <strong>und</strong> das Wohl <strong>der</strong> gesamten Ökumene.<br />

Bei <strong>der</strong> Überwindung <strong>der</strong> Apartheid hat beson<strong>der</strong>s das Bekenntnischarisma<br />

<strong>der</strong> Reformierten erwiesen, daß Confessio nicht aus dem<br />

Abgesang einer folgenlosen Liturgie besteht. Warum sollte Vergleichbares<br />

bei <strong>der</strong> Atomwaffenfrage unmöglich sein?<br />

Irgendwer muß <strong>die</strong> Blindheit unserer Spezies heilen: „Hiroshima ist<br />

eine Stadt, auf <strong>die</strong> eine Atombombe geworfen wurde. Hiroshima ist<br />

eine Stadt mit vielen Gedenkstätten für <strong>die</strong> vielen Toten. Hiroshima<br />

ist eine Stadt, <strong>die</strong> sich dauerhaft um Frieden bemüht. Seht, bitte, <strong>die</strong><br />

Entwicklung Hiroshimas im letzten Jahrhun<strong>der</strong>t. Ferne Erinnerungen,<br />

bittere Reue <strong>und</strong> <strong>die</strong> Warnungen vergangener Zeiten. Seht, bitte,<br />

was <strong>die</strong> Bombe brachte. Leid, Schmerz, Zorn <strong>und</strong> den Blick in<br />

eine ungewisse Zukunft. […] Hiroshima wird <strong>die</strong> Flamme <strong>der</strong> Hoffnung<br />

im nuklearen Zeitalter hochhalten.“ 99 Vielleicht sind <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem<br />

Kapitel skizzierten Aussichten für eine gewaltfreie, sich verweigernde<br />

<strong>und</strong> wi<strong>der</strong>ständige Ökumene – „typisch katholisch“ – zu<br />

großkirchlich angelegt. Immerhin haben es bedeutsame Autoren wie<br />

Carl Friedrich von Weizsäcker nicht geschafft, hierzulande <strong>die</strong> Kirchen<br />

<strong>und</strong> ihre Funktionäre nachhaltig aufzuwecken. (Wenn wir unter<br />

deutschen Bischöfen bei<strong>der</strong> Konfessionen ein Dutzend finden,<br />

<strong>die</strong> den zivilisatorischen Ernst <strong>der</strong> Frage des Krieges als wirklich<br />

drängend verstehen, so wäre das schon sehr viel!) Vielleicht wird <strong>die</strong><br />

Bewegung, <strong>die</strong> not tut, sich außerhalb <strong>der</strong> Amtskirchen zusammenfinden?<br />

Womöglich sind am Ende <strong>die</strong> europäischen Christen eher<br />

ein Randphänomen in <strong>der</strong> Ökumene für das Leben? Wie auch immer<br />

es sein mag, es bleibt wahr, was Carl Amery uns angesichts des nuklearen<br />

<strong>und</strong> ökologischen Damoklesschwertes im Imperium des Totalen<br />

Marktes gesagt hat: Es liegt an den Christentümern, „ob sie <strong>die</strong><br />

drohende erd- <strong>und</strong> menschheitsgeschichtliche Katastrophe in einem<br />

heilsgeschichtlichen Zusammenhang, also in einem religiös bedeutungsvollen<br />

Zusammenhang, sehen o<strong>der</strong> nicht. Tun sie <strong>die</strong>s nicht,<br />

bleibt ihnen nur <strong>der</strong> Rückzug in den naiven F<strong>und</strong>amentalismus, <strong>der</strong><br />

<strong>die</strong> Verantwortung zurückweist <strong>und</strong> auf Erlösung von außen o<strong>der</strong><br />

oben setzt, ohne sich <strong>der</strong> Vermessenheit solcher Hoffnung bewußt<br />

zu werden.“ 100<br />

99 Coulmas 2005, 28f. (Text am Eingang des Friedensgedächtnismuseums in<br />

Hiroshima).<br />

100 Amery 2002, 237.<br />

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