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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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ikaner fühlen sich dazu berechtigt, sie zu jagen <strong>und</strong> auszurotten wie<br />

Ratten.“ 66 In Rahmen solcher Denkweisen erhellt sich <strong>die</strong> Umdeutung<br />

zentraler Begriffe <strong>der</strong> Vergangenheit. 67 Der Irak-Operationsname<br />

„Shock and Awe“ soll erstmals von einem Mitarbeiter des<br />

Manhattan-Projekts benutzt worden sein, um das Ziel <strong>der</strong> ersten<br />

Atombomben – Schrecken <strong>und</strong> (Ehr-)Furcht zu verbreiten – auf<br />

den Punkt zu bringen. Ursprünglich verstand man unter „Gro<strong>und</strong><br />

Zero“ 1945 den Meßpunkt, von dem aus beim ersten Atombombentest<br />

<strong>der</strong> USA in Alamagordo <strong>die</strong> Ausbreitung <strong>der</strong> Strahlungen<br />

gemessen wurde. Nach Hiroshima bezeichnete Gro<strong>und</strong> Zero <strong>die</strong><br />

Zerstörung einer ganzen Stadt bis auf den Gr<strong>und</strong>. Zukünftige Generationen<br />

aber werden, wie Florian Coulmas wohl zu Recht befürchtet,<br />

mit Gro<strong>und</strong> Zero allein einen Ort in New York erinnern.<br />

Er steht dann ausschließlich für 3000 unschuldige Opfer aus den<br />

USA.<br />

Bislang hat kein US-Präsident Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki besucht.<br />

Die US-amerikanische Kultur verweigert seit langem den Opfern<br />

<strong>die</strong>ser beiden Städte, sich selbst <strong>und</strong> <strong>der</strong> gesamten Weltgesellschaft<br />

<strong>die</strong> Erinnerung an <strong>die</strong> ersten Atombomben. Robert Lifton zeigt in<br />

seinen Arbeiten sehr früh, wie solche Verdrängung einen Kult des<br />

Todes hervorbringt. Im Kino-Armageddonismus <strong>die</strong>nt <strong>der</strong> Weltuntergang<br />

schon lange zur kurzweiligen Unterhaltung. Die Errungenschaften<br />

<strong>der</strong> Kriegstechnologie preist man ausdrücklich als jene Instrumente<br />

an, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Menschheit zur Abwehr globaler Katastrophen<br />

benötigt. 68 Die zentralen Überlebensfragen <strong>der</strong> Zivilisation werden<br />

weithin auf dem Niveau <strong>der</strong> Coca-Cola-Werbung abgehandelt o<strong>der</strong><br />

durch irrationale Mythen verschleiert. Der Ausschluß ganzer Kontinente<br />

vom Wohlergehen <strong>der</strong> Völker gilt nicht länger als Skandal. Die<br />

Nuklearisierung <strong>der</strong> Weltpolitik ist in ein neues Aufrüstungsstadium<br />

getreten. … Man könnte behaupten, das Atomzeitalter habe keine<br />

durchgreifende Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Weltkultur mit sich gebracht, weil<br />

<strong>der</strong> Mensch einfach zu schwach ist, sich ohne Verschleierung <strong>die</strong><br />

„Apokalypse“ vorzustellen <strong>und</strong> sich ihr zu stellen. – Entsprechend<br />

wäre dann z.B. auch <strong>die</strong> Unfähigkeit <strong>der</strong> Zivilisation zu erklären, auf<br />

<strong>die</strong> drängenden Prognosen zu einer Klimakatastrophe vernünftig zu<br />

66 Zitiert nach: Blomert 2003, 6.<br />

67 Vgl. Coulmas 2005, 109f.<br />

68 So explizit auch in <strong>der</strong> Rede des US-Präsidenten im Film Armageddon (Das<br />

Jüngste Gericht), USA 1998.<br />

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