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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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ein gesinnungsverwandter Hirte wie <strong>der</strong> New Yorker Erzbischof<br />

O’Connor 110 vor dem Repräsentantenhaus erklären: Die Anwendung<br />

von Atomwaffen sei zu billigen, wenn eine geringstmögliche Schädigung<br />

von Zivilpersonen gewährleistet werden könne.<br />

Auf evangelischer Seite meldet sich ab 1957 – übrigens unter<br />

zustimmendem Hinweis auf <strong>die</strong> Klärungen bei Pius XII. – beson<strong>der</strong>s<br />

Helmut Gollwitzer 111 zu Wort. Alles, was <strong>die</strong> Ökumene später bedenken<br />

wird, ist bei ihm bereits bedacht. Die Komplikationen <strong>der</strong><br />

national ausgerichteten Kirchenpolitik sind weitsichtig analysiert.<br />

Worum soll es gehen? Um eine Rechtfertigung des Sün<strong>der</strong>s, <strong>die</strong> ja<br />

auch nach Luther nie eine Rechtfertigung <strong>der</strong> Sünde einschließt <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> den Menschen auf einen richtigeren, gerechten Weg bringt? O<strong>der</strong><br />

geht es um eine Rechtfertigung <strong>der</strong> Atombombe <strong>und</strong> <strong>der</strong> sie begünstigenden<br />

Politik? Theologie <strong>und</strong> Kirche sahen sich nach Hiroshima<br />

nur selten herausgefor<strong>der</strong>t. Gollwitzers Schrift „Die Christen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Atomwaffen“ gehört zu den frühen Auffor<strong>der</strong>ungen, <strong>die</strong><br />

Gleichgültigkeit endlich zu überwinden. (Gollwitzer gab zu, selbst<br />

den viel früheren Einsichten seiner Fre<strong>und</strong>e Hans Iwand, Martin<br />

Niemöller <strong>und</strong> Heinrich Vogel über das Ende <strong>der</strong> herkömmlichen<br />

christlichen Kriegsethik nach Hiroshima zunächst wi<strong>der</strong>sprochen zu<br />

haben. 112 ) Mo<strong>der</strong>ne Massenvernichtungswaffen sind wesensgemäß<br />

keine Verteidigungswaffen. Sie können nur in mör<strong>der</strong>ischer Gesinnung<br />

hergestellt <strong>und</strong> eingesetzt werden. Auch mit Blick auf <strong>die</strong> Schäden<br />

für Folgegenerationen ist <strong>die</strong> traditionelle Kriegsethik, <strong>die</strong> stets<br />

auf das Ziel einer Wie<strong>der</strong>herstellung des Friedens ausgerichtet ist,<br />

nicht mehr anwendbar. Entlarvt werden <strong>die</strong> Reklame für neue „saubere“<br />

Atombomben, <strong>die</strong> ideologisch-moralische Aufrüstung des<br />

Westens für <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>nen Massenmordmethoden, <strong>die</strong> tödlichen<br />

Folgen <strong>der</strong> bloßen Entwicklung (Atomtests) <strong>und</strong> <strong>die</strong> absehbaren<br />

Aporien des Wettrüstens. Gollwitzer meint: Keine Angst darf Christen<br />

dazu treiben, ihr Menschsein aufzugeben <strong>und</strong> sich am Handwerk<br />

<strong>der</strong> Massenvernichtung zu beteiligen. „Man kann das Ja des<br />

Evangeliums <strong>und</strong> das Nein zum Kriege heute nur noch miteinan<strong>der</strong><br />

haben – o<strong>der</strong> eines mit dem an<strong>der</strong>en verlieren.“ 113 Lei<strong>der</strong> sind <strong>die</strong><br />

110 Später Kardinal <strong>und</strong> Protegé des unglückseligen Erzbischofs Marcinkus.<br />

111 Gollwitzer 1957; <strong>die</strong> maßgeblichen Aufsätze jener Jahre zu „Krieg <strong>und</strong><br />

Frieden im Atomzeitalter“ sind enthalten in: Gollwitzer 1962, 275-348.<br />

112 Vgl. Gollwitzer 1962, 347.<br />

113 Gollwitzer 1962, 347.<br />

112

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