peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Weisung Hilfe für jeden Einzelnen <strong>und</strong> für jede Generation, selbst<br />
zur lebendigen Einsicht in das För<strong>der</strong>liche zu gelangen. Das internationale<br />
„Gesetz“ soll also nicht etwa – wie ein Fluch – <strong>die</strong> Schlechtigkeit<br />
<strong>der</strong> Menschheit bloßstellen (vgl. Galater 3,10) <strong>und</strong> „<strong>die</strong> ganze<br />
Welt vor Gott schuldig“ werden lassen (Römer 3,19). Es <strong>die</strong>nt vielmehr<br />
dazu, Lernprozesse <strong>und</strong> Einsichten <strong>der</strong> menschlichen Zivilisation<br />
fruchtbar zu machen. Es <strong>die</strong>nt dem Leben <strong>und</strong> Überleben.<br />
Der Mensch wird, so meint auch <strong>die</strong> Tora, nicht schon fertig als<br />
ein guter Mensch geboren. Doch muß man ihn deshalb gleich, wie<br />
Augustinus <strong>und</strong> mit ihm <strong>der</strong> ganze Westen, in maßloser Übertreibung<br />
bereits als bösen Säugling zur Welt kommen lassen? Von da ist<br />
es nicht mehr weit zu jenen Ideologien, <strong>die</strong> bis heute für eine Welt<strong>krieg</strong>sordnung<br />
herhalten müssen. Thomas Hobbes meint – davon<br />
absehend, daß Wölfe einan<strong>der</strong> nicht töten –, <strong>der</strong> Mensch sei dem<br />
Menschen ein Wolf 24 : „Es ist unleugbar, daß <strong>der</strong> Krieg <strong>der</strong> natürliche<br />
Zustand <strong>der</strong> Menschen war, bevor <strong>die</strong> Gesellschaft gebildet<br />
wurde, <strong>und</strong> zwar nicht einfach <strong>der</strong> Krieg, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Krieg aller<br />
gegen alle.“ Bezogen auf <strong>die</strong> Beziehungen zwischen Kleingruppen<br />
<strong>der</strong> frühen Menschengeschichte, <strong>die</strong> nach innen sehr friedlich zusammengeschweißt<br />
sein konnten, gilt in <strong>der</strong> Tat – für lange Perioden<br />
– ein Kriegszustand als zutreffende Beschreibung. Doch mitnichten<br />
ist <strong>der</strong> Krieg ein zeitloses Wesensmerkmal des Menschen. Abgesehen<br />
von <strong>der</strong> erforschten äußersten Friedfertigkeit vieler ursprünglicher<br />
„primitiver“ Kulturen sind <strong>die</strong> Axiome von Hobbes nur aufstellbar,<br />
wenn man beliebig Natur <strong>und</strong> Kultur gleichsetzt o<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong>divi<strong>die</strong>rt,<br />
je nachdem, wie es gerade paßt. Carl Friedrich von<br />
Weizsäcker schreibt: „Man hat den Ursprung des Kampfes unter<br />
Menschen im Kampf ums Dasein gesucht, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Evolution vorangetrieben<br />
hat. Homo homini lupus, <strong>der</strong> Mensch ist dem Menschen<br />
24 Weizsäcker 1986, 61 kommentiert: „Die Verhaltensforschung belehrt uns,<br />
daß ‚<strong>der</strong> Wolf dem Wolfe kein Mensch ist‘. Die Rangordnungskämpfe<br />
wehrhafter Tiere wie <strong>der</strong> Wölfe werden gerade nicht durch Tötung, son<strong>der</strong>n<br />
durch Demutsgeste des Unterlegenen beendet. Eine Spezies überlebt<br />
nur, wenn in ihr <strong>die</strong> Tötungshemmung gegen Artgenossen <strong>und</strong> Blutsverwandte<br />
in angemessenem Grade wirkt. Der körperlich zunächst unbewaffnete<br />
Mensch hat <strong>die</strong>se Hemmung wohl instinktiv zu wenig; er muß sie in<br />
<strong>der</strong> Kulturentwicklung als bewußte Leistung erwerben.“ Immerhin ist <strong>die</strong><br />
natürliche Tötungshemmung im Menschen aber so stark, daß das mo<strong>der</strong>ne<br />
Militär sie durch Konditionierung <strong>und</strong> anonyme Massenmordmethoden<br />
bekämpfen muß.<br />
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