peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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1. Gerechte Sache aufgr<strong>und</strong> eines Unrechts <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite,<br />
das <strong>die</strong>se nicht wie<strong>der</strong>gutmachen will.<br />
2. Erschöpftsein aller an<strong>der</strong>en Mittel, <strong>die</strong> Gegenseite zum Einlenken<br />
o<strong>der</strong> zur Wie<strong>der</strong>gutmachung zu bewegen.<br />
3. Kriegserklärung <strong>und</strong> Kriegsführung durch <strong>die</strong> zuständige<br />
staatliche Autorität.<br />
4. Rechte Absicht: nämlich <strong>die</strong> Ordnung des Rechts wie<strong>der</strong>herzustellen,<br />
nicht aber zu erobern, zu rauben <strong>und</strong> zu plün<strong>der</strong>n.<br />
5. Angemessenheit <strong>der</strong> Mittel: <strong>die</strong> vorauszusehenden Kriegsübel<br />
dürfen nicht schwerwiegen<strong>der</strong> sein als das zu behebende Unrecht;<br />
Nichtkämpfende sind zu schonen, internationale Konventionen hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Kriegsführung zu achten. ‚Angemessenheit <strong>der</strong> Mittel‘<br />
bedeutet auch, daß kein Krieg geführt o<strong>der</strong> fortgeführt werden darf,<br />
bei dem keine vernünftige Aussicht auf Erfolg (mehr) gegeben ist.<br />
Die Folgen <strong>der</strong> bellum-iustum-Doktrin sind im Gr<strong>und</strong>e durchweg<br />
schon bei Augustinus vorgezeichnet:<br />
a. Der Vorreiteranspruch <strong>der</strong> gewaltfreien Christen <strong>der</strong> ersten<br />
drei Jahrhun<strong>der</strong>te, <strong>der</strong> sich auf <strong>die</strong> gesamte Menschheit <strong>und</strong> ihre<br />
Zivilisation bezieht, wird fallengelassen. Die Rezeption <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Zeugnisse in Theologie <strong>und</strong> Kirchenleben wird durch Interpretation<br />
verschleiert o<strong>der</strong> ganz unterdrückt. 35 (Der <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong><br />
katholischen Kirche wie<strong>der</strong> angesagte Rückgriff auf <strong>die</strong> „Alte Kirche“<br />
betrifft bezeichnen<strong>der</strong>weise erst <strong>die</strong> Zeit <strong>der</strong> staatskirchlichen<br />
Konzilien ab dem vierten Jahrhun<strong>der</strong>t.) Hatte man zuvor gemäß <strong>der</strong><br />
inneren wie äußeren Friedenspädagogik Jesu Christi alternative Strategien<br />
zum Blutvergießen bedacht <strong>und</strong> erprobt, so gibt es jetzt dafür<br />
keine Notwendigkeit mehr. Praktisch wird auch <strong>die</strong> – zumindest gefor<strong>der</strong>te<br />
– Ausschöpfung nicht<strong>krieg</strong>erischer Lösungen irrelevant.<br />
35 Da man sich selbst, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> eigenen „platonischen“ Theologie, eine<br />
Verweigerung dem Staat gegenüber nur aufgr<strong>und</strong> abstrakter „ewiger<br />
Güter“ vorstellen kann, wird <strong>die</strong>s den frühen Christen ebenso unterstellt.<br />
Auch dafür ist Augustinus in seiner Auslegung von Psalm 124,7 Vorbild:<br />
„…aber christliche Soldaten <strong>die</strong>nten dem untreuen Kaiser. […] Verlangte<br />
<strong>der</strong> Kaiser, daß sie <strong>die</strong> Götzen ehrten, daß sie Weihrauch streuten, so zogen<br />
sie ihm Gott vor. Sagte er aber: ‚Ziehet das Schwert! Ziehet gegen jenes<br />
Volk‘, da gehorchten sie sogleich.“ (Zitiert nach: Gerhards 1991, 58.) Entsprechend<br />
ist z.B. für meine katholische Heimat Wi<strong>der</strong>stand gegen NS-<br />
DAP-Angriffe auf den kultischen Gottes<strong>die</strong>nst verbürgt, jedoch nicht eine<br />
einzige gefährliche Hilfsleistung für verfolgte Juden im Dorf.<br />
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