peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Die Gipfelpunkte sind schnell benannt: Das neue strategische<br />
Konzept <strong>der</strong> NATO vom 24. April 1999 trennt sich von <strong>der</strong> Vorstellung<br />
eines reinen Verteidigungsbündnisses <strong>und</strong> von <strong>der</strong> strikten Bindung<br />
an das von <strong>der</strong> UN-Charta ausgesprochene Gewaltverbot.<br />
Entwickelt wird ein politischer <strong>und</strong> ökonomischer „Sicherheitsbegriff“,<br />
<strong>der</strong> we<strong>der</strong> vom Völkerrecht noch von irgendeiner Anschauung<br />
<strong>der</strong> christlichen Ökumene her gerechtfertigt werden könnte. Die<br />
am 17. September 2002 verkündete „National Security Strategy“ <strong>der</strong><br />
USA kennt – wie bereits <strong>die</strong> Clinton-Administration – überhaupt<br />
keine Hemmung mehr, <strong>die</strong> eigentlichen Interessen – darunter<br />
beson<strong>der</strong>s das Recht <strong>der</strong> Vereinigten Staaten auf fremdes Öl – beim<br />
Namen zu nennen: „Zugang zum Öl des Persischen Golfes ist für<br />
<strong>die</strong> nationale Sicherheit <strong>der</strong> USA von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Falls<br />
erfor<strong>der</strong>lich werden wir <strong>die</strong>se Interessen auch mit militärischer Gewalt<br />
verteidigen.“ 48 (Die Dienstleistung <strong>der</strong> Antiterror-Agenda ist in<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang eine zweifache: Sie legitimiert <strong>die</strong> Auswahl<br />
<strong>der</strong> begehrten Regionen als „Einsatzziel“, <strong>und</strong> sie legitimiert <strong>die</strong><br />
Aufrechterhaltung <strong>und</strong> Expansion des militärisch-industriellen Komplexes<br />
in den Vereinigten Staaten.)<br />
Nun muß man sich, um unter dem Banner <strong>der</strong> „Krisenbewältigung“<br />
in fremden Län<strong>der</strong>n agieren zu können, erklären. Die Europäische<br />
Sicherheitsstrategie vom 12. Dezember 2003 bek<strong>und</strong>et vielsagend:<br />
„Unser herkömmliches [!] Konzept <strong>der</strong> Selbstverteidigung<br />
[…] ging von <strong>der</strong> Gefahr einer Invasion aus. Bei den neuen Bedrohungen<br />
wird <strong>die</strong> erste Verteidigungslinie oftmals im Ausland liegen. Die<br />
neuen Bedrohungen sind dynamischer Art.“ Im Klartext heißt das:<br />
Wir führen Präventiv<strong>krieg</strong>e. Das „European Defence Paper“ (Paris,<br />
Mai 2004) wird bereits präziser: „Künftige regionale Kriege könnten<br />
<strong>die</strong> europäischen Interessen tangieren […] indem europäische Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Wohlstand direkt bedroht werden. Beispielsweise durch <strong>die</strong><br />
Unterbrechung <strong>der</strong> Ölversorgung <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> eine massive Erhöhung <strong>der</strong><br />
Energiekosten [o<strong>der</strong>] <strong>die</strong> Störung des Handels- <strong>und</strong> Warenströme.“ 49 Nach<br />
den obligaten humanitären Beschwörungen eines neuen Europa<br />
kommt auch Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) bei einer Rede<br />
am 9.11.2004 zum eigentlichen Kern <strong>der</strong> Sache: „Moral <strong>und</strong> Geschichte<br />
reichen sicherlich nicht aus, um in jedem Einzelfall über Europas sicherheitspolitisches<br />
Engagement zu entscheiden. An<strong>der</strong>e Faktoren müs-<br />
48 Zitiert nach: Deiseroth 2004, 17. („National Security Directive 54“)<br />
49 Vgl. http://www.iss-eu.org/chaillot/wp2004.html .<br />
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