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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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einan<strong>der</strong>gesetzt, <strong>die</strong> nur in mör<strong>der</strong>ischer Gesinnung herstellbar <strong>und</strong><br />

anwendbar sind. „Der Mensch ist von Natur kein Raubtier. Er könnte<br />

seinesgleichen ohne Waffen nur schwer töten. Eben darum ist er<br />

von Natur fast hemmungslos, wenn er Waffen erfindet. Die Ethik<br />

<strong>der</strong> Waffe, <strong>die</strong> Ethik <strong>der</strong> Macht über unseresgleichen ist das Problem<br />

<strong>der</strong> Menschwerdung.“ 57 (Carl Friedrich von Weizsäcker) Der<br />

menschliche Kriegsgeist überlistet mit seinen technischen Erfindungen<br />

jene Grenzen für Gewalttätigkeit, <strong>die</strong> uns gleichsam schon von<br />

Natur aus mitgegeben sind. Der abgeschossene Pfeil trifft einen weit<br />

entfernten Menschen, dem ich nicht mehr in <strong>die</strong> Augen gucken muß.<br />

Der Knopfdruck auf den Computer eines Nuklearsystems kann<br />

Hun<strong>der</strong>ttausende o<strong>der</strong> Millionen Menschen töten, ohne daß <strong>der</strong><br />

Befehlsausführende auch nur eine Ahnung davon bekommen müßte,<br />

was er da gerade angestellt hat. (Der Massenmord ist ein Computerspiel.)<br />

Beim Einsatz chemischer Kriegsmittel kann man – wie in<br />

Vietnam zu lernen war – vorgehen, als handle es sich noch um das<br />

ursprüngliche Vorbild <strong>der</strong> Methode, um Insektenbekämpfung bzw.<br />

Schädlingsvernichtung aus <strong>der</strong> Luft. Ein bedeutsamer Teil <strong>der</strong> Militärforschungen<br />

seit dem Zweiten Welt<strong>krieg</strong> bestand bzw. besteht<br />

darin, Strategien <strong>und</strong> Methoden zur Ausschaltung <strong>der</strong> natürlichen<br />

menschlichen Tötungshemmung zu entwickeln.<br />

Die niemals dispensierbare For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> traditionellen Kirchenlehre<br />

vom Krieg verlangt, Nichtkombattanten – also z.B. alle Zivilisten<br />

– zu verschonen. Allein schon deshalb ergibt sich gerade aus <strong>der</strong><br />

konservativsten Moraltheologie eine strikte Ächtung aller mo<strong>der</strong>nen<br />

Massenvernichtungswaffen. 58 Wenn Theologen <strong>und</strong> Christen in<br />

den 50er Jahren <strong>und</strong> den darauffolgenden Jahrzehnten aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

ideologischen Politikstandorte immer wie<strong>der</strong> von erlaubten speziellen<br />

Kernwaffen („weiterentwickelte Artillerie“, Neutronenbombe,<br />

„saubere“ Nuklearsprengköpfe etc.) o<strong>der</strong> gar pauschal von einer<br />

„sittlichen Neutralität <strong>der</strong> Waffen“ faselten, hatten sie nicht nur <strong>die</strong><br />

ersten drei Jahrhun<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Kirchengeschichte, son<strong>der</strong>n auch <strong>die</strong><br />

57 Zitiert nach: Gollwitzer 1957, 23. Vgl. auch bei Weizsäcker 1986, 61 als<br />

weiteren Aspekt: „Der körperlich zunächst unbewaffnete Mensch hat <strong>die</strong><br />

Hemmung [<strong>der</strong> Tiere, Artgenossen zu töten,] wohl instinktiv zu wenig; er<br />

muß sie in <strong>der</strong> Kulturentwicklung als bewußte Leistung erwerben.“<br />

58 So konstatiert Weizsäcker 1986, 100f., „daß <strong>der</strong> amerikanische Hirtenbrief<br />

[1983], gerade wegen seines konservativeren Ausgangspunkts, zu einer<br />

radikaleren Konsequenz kommt als <strong>die</strong> Heidelberger Thesen.“<br />

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