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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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propaganda wurden (<strong>und</strong> werden) durch sie faktisch sanktioniert.<br />

Welche <strong>krieg</strong>führende Partei <strong>der</strong> Geschichte hätte für sich nicht <strong>die</strong><br />

gerechte Sache, <strong>die</strong> übergreifende Gerechtigkeit, <strong>die</strong> edle Triebfe<strong>der</strong><br />

(„Liebe“), das Ausschöpfen aller an<strong>der</strong>en Möglichkeiten, <strong>die</strong> Befolgung<br />

humanitärer Gr<strong>und</strong>sätze etc. etc. beansprucht? Wo jemals hätte<br />

eine <strong>krieg</strong>führende Obrigkeit eingestanden, <strong>die</strong> Schuldhaftigkeit<br />

liege nicht beim Feind? Um <strong>die</strong>ses Possenspiel wußte Anfang des 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts schon Erasmus von Rotterdam. Ein empirischer Nachweis<br />

mit dem Ergebnis, <strong>die</strong> Lehre habe historisch auch nur ein wenig<br />

zur präventiven Eindämmung des Kriegsübels beigetragen, ist<br />

wohl kaum zu erbringen. 49 Schlimmer noch: Der Krieg <strong>und</strong> <strong>die</strong> Instrumentalisierung<br />

des Christentums für den Haß wurden durch sie<br />

regelrecht beför<strong>der</strong>t. Am Ende zeigte sich <strong>der</strong> christliche Kulturkreis<br />

als vorzüglicher Ausgangspunkt für <strong>krieg</strong>erische Verwüstungen<br />

auf <strong>der</strong> ganzen Erde. „1700 Jahre christlichen Terrors <strong>und</strong> Gemetzels“,<br />

so Pater Zabelka, <strong>der</strong> Seelsorger für <strong>die</strong> ersten Atombomberbesatzungen,<br />

„mußten schließlich zum 9. August 1945 führen“ 50 .<br />

Mahatma Gandhi resümiert: „Es ist ein eigenartiger Kommentar auf<br />

den Westen, daß es dort, obwohl er sich zum Christentum bekennt,<br />

kein Christentum <strong>und</strong> keinen Christus gibt – sonst hätte es dort keinen<br />

Krieg gegeben.“ 51<br />

49 Gollwitzer 1957, 16f. erinnert daran, daß <strong>die</strong> (versuchten) humanitären<br />

„Mil<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kriegsfurie“ (Unterscheidung von Heer <strong>und</strong> Zivilisten,<br />

Rot-Kreuz-Konvention von 1864/1906, Haager Land<strong>krieg</strong>ordnung von<br />

1899/1907, <strong>die</strong> ausdrückliche Einschränkung <strong>der</strong> Wahl von Kriegsmitteln<br />

etc.) gerade einem neuen Kriegsbegriff zu verdanken sind, <strong>der</strong> <strong>die</strong> „gerechte<br />

Sache“ nicht einer Seite zuschlägt, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> „bona fides“ beiden Seiten<br />

zugesteht. Mehr als nur wahrscheinlich ist, daß religiös bzw. moralisch<br />

sanktionierte „gerechte Kriegsgründe“ in <strong>der</strong> Geschichte oft genug Ursache<br />

für eine umso größere Grausamkeit <strong>der</strong> Kriegsführung waren. Der mit<br />

christlichem F<strong>und</strong>amentalismus gepaarte gegenwärtige Bellizismus <strong>der</strong> USA<br />

stellt sich <strong>der</strong> Welt beson<strong>der</strong>s auch durch endlose Grausamkeiten dar.<br />

50 Zitiert nach: Battke 1982, 145. Peter Eicher 1982, 52 schreibt mit Blick auf<br />

<strong>die</strong> wichtigste Friedensschrift des Humanismus: „Erasmus hält fest, was<br />

heute nicht an<strong>der</strong>es beurteilt werden kann: sei es im Bereich <strong>der</strong> Ökonomie,<br />

des Rechts, <strong>der</strong> Politik o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Religion selbst, kein Kulturkreis kann auf<br />

eine so universale <strong>krieg</strong>erische Verwüstung zurückblicken wie <strong>der</strong> christliche,<br />

aus dem nun auch zwei Welt<strong>krieg</strong>e bis zur Neige des Entsetzens<br />

entsprungen sind.“<br />

51 Zitiert nach Drewermann 1982, 15. (Diese Arbeit kann m.E. bezogen auf<br />

viele politisch-ökonomische Systemfragen inzwischen nicht mehr als gültige<br />

Darstellung <strong>der</strong> Auffassungen E. Drewermanns angesehen werden.)<br />

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