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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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Spellman-Gruppe auf dem Konzil eliminieren wollte, gebracht (d),<br />

doch nun fehlt <strong>der</strong> alles entscheidende Relativsatz („in unserem Zeitalter,<br />

das sich des Besitzes <strong>der</strong> Atomkraft rühmt“). Man schämt sich auch<br />

nicht, <strong>die</strong> Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ so zu präsentieren,<br />

daß <strong>die</strong> für eine Güterabwägung zentrale Passage über <strong>die</strong> Wirkungen<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen wissenschaftlichen Waffen entfällt (a). Während<br />

das Konzil nur von einem Recht auf Selbstverteidigung spricht,<br />

entsteht beim deutschen Katholizismus <strong>der</strong> Eindruck, es handle sich<br />

– im Kontext <strong>der</strong> Nuklearbewaffnung (!) – um eine Notwendigkeit<br />

o<strong>der</strong> gar Pflicht zur militärischen Verteidigung. Die von Pius XII. auch<br />

für einen Verteidigungs<strong>krieg</strong> sehr eng gezogenen Grenzen werden<br />

bei <strong>der</strong> Bezugnahme auf <strong>die</strong>sen Papst wie<strong>der</strong>um unterschlagen (d).<br />

Die Losung „Frieden schaffen ohne Waffen“, <strong>die</strong> sich immerhin auf<br />

<strong>die</strong> Prophetenbücher Jesaja (2,4) <strong>und</strong> Micha (4,3), Jesus, <strong>die</strong> Kirche<br />

<strong>der</strong> ersten drei Jahrhun<strong>der</strong>te <strong>und</strong> Paul VI. berufen kann, wird als<br />

„unsachlich“ abgetan (b). Politiker können hingegen aus den Texten<br />

herauslesen, Produktion, Stationierung, Aufrüstung <strong>und</strong> sogar <strong>der</strong><br />

Einsatz von Atomwaffen seien als prinzipiell erlaubt anzusehen. Im<br />

gleichen Jahr nun erklären <strong>die</strong> katholischen Bischofskonferenzen in<br />

<strong>der</strong> DDR <strong>und</strong> in den USA ein entschiedenes „Nein“ zum Atom<strong>krieg</strong><br />

<strong>und</strong> verweigern bereits <strong>der</strong> bloßen Drohung mit einem Atomwaffeneinsatz<br />

ihren Segen. 120 Das machte es den Kritikern noch leichter,<br />

den westdeutschen (<strong>und</strong> noch mehr den sehr staatsfre<strong>und</strong>lich<br />

sich äußernden französischen) Bischöfen einen nationalen bzw. staatskirchlichen<br />

121 Katholizismus vorzuwerfen. Am Ende gibt es immerhin<br />

wichtige Klarstellungen: Höffners Vortrag (b) hatte sich sehr wohl<br />

auf <strong>die</strong> Konzilsaussagen über „wissenschaftliche Waffen“ (ABC-<br />

Krieg) bezogen. Achim Battke 122 schlußfolgert: „Atom<strong>krieg</strong> überschreitet<br />

<strong>die</strong> Grenze, <strong>die</strong> unserem Verteidigungsrecht gesetzt ist. Er ist ein Verbrechen.“<br />

Zur Sicherheit fragt er Anfang 1982 „im Sekretariat <strong>der</strong><br />

Deutschen Bischofskonferenz nach. Die Interpretation stimme, heißt<br />

120 Vgl. Kübler 1984, ; Reckinger 1984, 113-117.<br />

121 Spaemann 1984, 30 schreibt am 18.5.1983 an Kardinal Höffner: „Sollte <strong>die</strong><br />

Kirche in ihrer institutionellen Existenz, <strong>und</strong> darum vielleicht auch in ihrem<br />

Denken, in <strong>die</strong>ser Weltst<strong>und</strong>e noch mit <strong>der</strong> sie begünstigenden Staatsmacht<br />

wirklich so verzahnt sein, daß ihr <strong>die</strong> innere Freiheit fehlt, den getauften<br />

Menschen ins Angesicht zu wi<strong>der</strong>stehen, <strong>die</strong> dabei sind, das Leben <strong>der</strong><br />

Menschheit aufs Spiel zu setzen?“<br />

122 Battke 1982, 141.<br />

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