peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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<strong>der</strong>n nach christlichem Menschenbild sogar <strong>die</strong> Wurzel unserer Menschenwürde.<br />
17 Unsere göttliche Natur aber besteht darin, daß wir<br />
immer schon Geliebte sind. Die dem Dogma vorausgehende Ursprungserfahrung<br />
Jesu besteht nach dem ältesten Zeugnis <strong>der</strong> Evangelien<br />
aus <strong>der</strong> Taufgewißheit, von jeher geliebt zu sein (Markus 1,11).<br />
Die ganze Predigt <strong>und</strong> alles Wirken Jesu sind geleitet von dem leidenschaftlichen<br />
Wunsch, <strong>die</strong>ses bedingungslose Geliebtsein würde<br />
endlich in den Menschen auch ankommen <strong>und</strong> sie immun machen<br />
gegenüber den hohlen Versprechungen <strong>der</strong> Götzen des Besitzes, <strong>der</strong><br />
Macht <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewalt (Matthäus 4; Lukas 4). Die Geburt eines<br />
Menschseins, das sich entsprechend nicht mehr aus dem Ungeliebtsein<br />
heraus konstituiert, wird auch <strong>die</strong> Kirche später Taufe nennen.<br />
Der radikalste Horizont <strong>die</strong>ser Erfahrung, <strong>die</strong> zunächst den Einzelnen<br />
(<strong>und</strong> den sozialen Kleinraum) betrifft, besteht heute aus <strong>der</strong><br />
Frage: Bleiben wir weiterhin eine Zivilisation <strong>der</strong> Ungeliebten, <strong>die</strong> ohne<br />
<strong>die</strong> Atombombe nicht sein kann? O<strong>der</strong> finden wir zu einer getauften<br />
Kultur, zu einer Kultur <strong>der</strong> Geliebten, <strong>die</strong> den Menschen auf<br />
unserem Planeten (wo sonst?) als „gute Idee“ erweist <strong>und</strong> als ein<br />
Gattungswesen, das überlebensfähig ist? Auf <strong>die</strong>se Fragen – <strong>und</strong><br />
nicht auf Probleme vorweltlicher <strong>und</strong> endzeitlicher Wesenheiten –<br />
will eine Christologie des Lebens <strong>und</strong> des Überlebens antworten.<br />
Vor allem im katholischen Raum ist hernach auch das Dogma<br />
von <strong>der</strong> „Jungfrauengeburt“ zu nennen. Noch immer wird proklamiert,<br />
man müsse darunter einen beson<strong>der</strong>en biologischen Zeugungsvorgang<br />
für Jesus verstehen. Das sei „leiblicher“ <strong>und</strong> „wirklicher“<br />
als ein seelisches Verstehen des Dogmas. (Urplötzlich fühlt sich hier<br />
ein vulgärer Platonismus zuständig für das Leibhaftige.) Der Inhalt:<br />
An<strong>der</strong>s als alle an<strong>der</strong>en Menschen sei Jesus von Nazareth „ohne<br />
Zutun eines menschlichen Vaters“ geboren worden. Da sich nicht<br />
zeigen läßt, wie Zauberstücke <strong>die</strong>ser Art für Jesus selbst <strong>und</strong> noch<br />
nach zweitausend Jahren für uns alle „heilsbedeutsam“ sein sollen,<br />
verzichtet man inzwischen ganz auf theologische Mühen. 18 Das<br />
17 Nicht relevant für <strong>die</strong> christliche Definition von Menschenwürde sind zum<br />
Beispiel intellektuelle o<strong>der</strong> physische Leistungsfähigkeit. Nicht <strong>die</strong> „Stärke“,<br />
son<strong>der</strong>n eine vermeintliche Schwäche, <strong>die</strong> Liebesbedürftigkeit des Menschen,<br />
begründet seine Würde.<br />
18 In seiner „Einführung in das Christentum“ (1968) konnte Joseph Ratzinger<br />
gar schreiben, <strong>die</strong> Jungfrauengeburt sei – wiewohl verbindlich für das<br />
Glaubensbekenntnis – „an sich“ auch gar nicht notwendig.<br />
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