04.11.2013 Aufrufe

peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

mit an<strong>der</strong>en Menschen <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Kultur angewiesen. Wir brauchen<br />

günstige Biotope, um unsere Begabungen zu entfalten <strong>und</strong> das<br />

Leben zu lernen. Beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> Religion könnte ein vorzüglicher<br />

Raum sein, <strong>die</strong> Reifung zur Menschlichkeit zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> dem aggressionsbereiten<br />

Perfektionismus bestimmter Morallehren zu wehren.<br />

Eine <strong>krieg</strong>erische Kultur, <strong>die</strong> auf Konkurrenz 27 <strong>und</strong> Gewalt aufbaut,<br />

macht – je totaler sie <strong>die</strong> Gemeinwesen <strong>und</strong> Einzelnen erreicht<br />

– <strong>die</strong> Menschen häßlich. Dann heißt es: „Der Herr sah, daß auf <strong>der</strong><br />

Erde <strong>die</strong> Schlechtigkeit des Menschen zunahm <strong>und</strong> daß alles Sinnen<br />

<strong>und</strong> Trachten seines Herzens immer nur böse war.“ (Genesis 6,5;<br />

vgl. Genesis 6,11-13) Diese Aussage <strong>der</strong> Bibel über <strong>die</strong> Bosheit des<br />

Menschen ist keine metaphysische o<strong>der</strong> anthropologische Gr<strong>und</strong>aussage<br />

über den „Menschen an sich“. Sie steht vielmehr im Zusammenhang<br />

<strong>der</strong> frühesten theologischen Zivilisationskritik <strong>der</strong> Bibel.<br />

Sie bezieht sich auf <strong>die</strong> sogenannten Hochkulturen, <strong>der</strong>en gewalttätiges<br />

Programm – als „Folge <strong>der</strong> gegenseitig bedrohlichen Machtakkumulation“<br />

28 – schließlich im Krieg gipfelt. Mit Rücksicht auf <strong>die</strong>sen<br />

geschichtlichen Horizont meint Carl Friedrich von Weizsäcker,<br />

wir könnten zu Recht heute <strong>die</strong> Bibel „im Blick auf <strong>die</strong> hochkulturellen<br />

Probleme“ unserer Zivilisation lesen. Auch Josef Blank schreibt<br />

1982 im Rahmen eines knappen Aufrisses <strong>der</strong> biblischen Friedenstheologie<br />

29 : „Die Welt <strong>der</strong> Bibel ist <strong>die</strong> wirkliche Welt des Menschen<br />

<strong>und</strong> seiner Geschichte.“<br />

An<strong>der</strong>s als in den längerfristigen Gewinnerkulturen (Griechenland,<br />

Rom) entwickelt sich in Israel ein scharfes Problembewußtsein<br />

für <strong>die</strong> Schattenseiten <strong>der</strong> Babel-Geschichte. Seit dem achten Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

vor unserer Zeitrechnung gibt es dort religiösen Wi<strong>der</strong>stand<br />

gegen eine neu aufkommende Wirtschaftsform. 30 Wenige Groß-<br />

27 Dazu bemerkte C. F. von Weizsäcker 1976: „Menschen <strong>der</strong> kapitalistischen<br />

Gesellschaft haben gelernt, das menschliche Zusammenleben als einen<br />

ständigen Konflikt privater Interessen anzusehen. Die eigentümliche<br />

Friedlosigkeit gerade <strong>der</strong> materiell saturierten Gruppen unserer Gesellschaft<br />

hängt gewiß mit <strong>die</strong>ser Fehlerziehung durch das ökonomische System zusammen.“<br />

(Zitiert nach: Kern/Wittig 1984, 40.)<br />

28 Weizsäcker 1986, 62. Vgl. für unseren Zusammenhang ebd., 28, 38, 59-68, 91-<br />

93. Zur Exegese <strong>der</strong> Genesis vgl. das dreibändige Werk „Strukturen des<br />

Bösen“ von Drewermann 1978, das m.E. gr<strong>und</strong>legend zum Verständnis <strong>der</strong><br />

Theologie <strong>die</strong>ses Autors ist.<br />

29 Josef Blank: Die Entscheidung für den Frieden. In: Eicher 1982, 13-26.<br />

30 Vgl. Segbers 1999; Duchrow/Hinkelhammert 2002.<br />

150

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!