peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Beheimatung nicht als hinterwäldlerisch <strong>und</strong> marginal dastehen. Man<br />
sehnt sich zurück nach den äußeren Gestalten <strong>der</strong> Religion <strong>und</strong> nach<br />
jener mächtigen Institution, <strong>die</strong> das Christentum im Abendland<br />
einmal war. Kurzum: Allerorten waltet hier nicht Vertrauen, son<strong>der</strong>n<br />
Verunsicherung. Ein solcher „Glaube“ ist nicht <strong>die</strong> „Heiterkeit<br />
des Herzens, <strong>die</strong> von Gott kommt“ (Johannes XXIII.), son<strong>der</strong>n Ideologie.<br />
Der theologische Streit spitzt sich zweifellos auf Fragen <strong>der</strong><br />
Dogmatik zu. Soll man gar <strong>die</strong> vormals verketzerten Jesuaner, <strong>die</strong><br />
Fre<strong>und</strong>e des Menschen Jesus <strong>und</strong> Leugner des Christusdogmas, als<br />
gleichberechtigte Geschwister im näheren Familienkreis <strong>der</strong> christlichen<br />
Ökumene achten? Ich kenne keinen von <strong>der</strong> Bibel innerlich<br />
berührten Christen, <strong>der</strong> das nicht täte. Persönlich bin ich allerdings<br />
sehr dagegen, das altkirchliche Dogma einfach als „überholten metaphysischen<br />
Unfug“ über Bord zu werfen. In <strong>der</strong> weltkirchlichen<br />
Ökumene gehören <strong>die</strong> altkirchlichen Konzilien zur gemeinsamen<br />
Tradition. Wer hier, weil ihm ein eigener Zugang fehlt, radikal mit<br />
<strong>der</strong> Geschichte brechen will, läßt – wenn auch an<strong>der</strong>s als <strong>die</strong> alexandrinistischen<br />
Christologen – einen Sinn für historische Dimensionen<br />
vermissen. Ein Dienst an <strong>der</strong> Ökumene ist das kaum. Es kann<br />
aber nicht angehen, eine tiefenpsychologische Erhellung des bildhaften<br />
Symbolons zu verteufeln. Ebensowenig ist es heute möglich, <strong>die</strong><br />
reflektierten Teile des altkirchlichen Dogmas mit einem schlechten<br />
Platonismus einfach nachzubeten. Joseph Wittig hat einmal geschrieben,<br />
<strong>die</strong> Dogmen seien lebendige Wesenheiten, keine Paragraphen.<br />
Sollen <strong>die</strong> Dogmen mit großen Buchstaben als ewige Wahrheiten in<br />
den Himmel geschrieben werden? O<strong>der</strong> sollen sie als (über-)lebenswichtige<br />
Botschaft für den leibhaftigen Menschen, für <strong>die</strong> Menschheit<br />
<strong>und</strong> für <strong>die</strong> Zivilisation ihre Zuhörer finden? Bei <strong>die</strong>ser Frage<br />
geht es um nichts an<strong>der</strong>es als um den Unterschied zwischen Anhängern<br />
<strong>und</strong> Liebhabern des Dogmas.<br />
Da ein eigenständiger dogmatischer Beitrag den Rahmen <strong>die</strong>ses<br />
Buches bei weitem sprengen würde, begnüge ich mich mit einigen<br />
Andeutungen zum Gemeinten. Trotz einer Flut von Dreifaltigkeitstraktaten<br />
ist zum Beispiel das sogenannte christliche Gottesbild für<br />
Bewußtsein <strong>und</strong> Praxis <strong>der</strong> real existierenden Kirchen recht bedeutungslos.<br />
Zumindest im Ansatz trennte sich das altkirchliche Dogma<br />
von jenem „griechischen Gott“, <strong>der</strong> selbstgenügsam <strong>und</strong> in völliger<br />
Einsamkeit – als absolutes Sein – über allem thront <strong>und</strong> dessen Un-<br />
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