peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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<strong>die</strong> Kirchen hingegen <strong>der</strong> offiziellen Linie von Politik <strong>und</strong> Me<strong>die</strong>n<br />
an, <strong>die</strong> eine öffentliche Debatte unterdrückte <strong>und</strong> durch Propagandakampagnen<br />
gestützt wurde. Kanonisiert werden soll durch den<br />
EU-Verfassungsvertrag ein aggressives Wirtschaftssystem, das mit<br />
<strong>der</strong> katholischen Soziallehre kaum in Einklang zu bringen ist <strong>und</strong> –<br />
an<strong>der</strong>s als das Gr<strong>und</strong>gesetz – ein uneingeschränktes Eigentumsrecht<br />
ohne Sozialpflichtigkeit <strong>und</strong> Gemeinwohlbezug proklamiert. 14 Erstmalig<br />
in <strong>der</strong> gesamten Geschichte schreibt hier eine Verfassungsurk<strong>und</strong>e<br />
<strong>die</strong> Pflicht zur Aufrüstung fest. An <strong>die</strong> Stelle des von <strong>der</strong> Friedensforschung<br />
gefor<strong>der</strong>ten „Amtes für zivile Konfliktbearbeitung“<br />
ist eine EU-Rüstungs- bzw. Verteidigungsagentur für Kriegsgüter<br />
getreten. Intelligente Prävention <strong>und</strong> Konfliktlösung ohne Kriegsgewalt,<br />
<strong>die</strong> <strong>der</strong> Präambel entsprechend als Hauptsäulen zu erwarten<br />
gewesen wären, sind bestenfalls als Dienstleistung im Rahmen eines<br />
Primates des Militärischen auszumachen. Eine verbindliche Bezugnahme<br />
auf <strong>die</strong> in <strong>der</strong> UN-Charta vollzogene Ächtung des Angriffs<strong>krieg</strong>es<br />
sucht man vergeblich. Stattdessen sind für eine „Weiterentwicklung<br />
des Völkerrechts“ ganz neue Kreationen wie „Abrüstungs<strong>krieg</strong>e“<br />
vorgesehen. Eine klammheimliche Nachrüstung des Verfassungsentwurfes<br />
im Jahr 2004 konturiert ein militärisches Kerneuropa<br />
mit Angriffs<strong>krieg</strong>sbereitschaft binnen fünf Tagen sowie <strong>die</strong> Rücknahme<br />
nationaler Bestimmungen, <strong>die</strong> <strong>der</strong> EU-Doktrin entgegenstehen.<br />
Die in <strong>der</strong> deutschen (<strong>und</strong> österreichischen) Verfassung ausgeführte<br />
Friedensstaatlichkeit würde nach einer Ratifizierung <strong>die</strong>ses<br />
Werkes nur noch auf dem Papier stehen. Wer Orientierung für eine<br />
Interpretation benötigt, findet z.B. in <strong>der</strong> Europäischen Sicherheitsstrategie<br />
(ESS) vom 12. Dezember 2003 alles Notwendige.<br />
Nachdem nun in Län<strong>der</strong>n, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>s als Deutschland <strong>die</strong> Bevölkerung<br />
abstimmen ließen, ein klares Nein von unten zutage trat, legten<br />
<strong>die</strong> Konstrukteure des neuen Europa den demokratischen Prozeß<br />
erst mal ganz auf Eis. In <strong>die</strong>ser Situation gibt es für <strong>die</strong> Kirchen<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit, sich noch einmal zu Wort zu melden. Sie könnten<br />
den Kritikern, <strong>die</strong> mit großer Mehrheit nicht nationalistisch, son<strong>der</strong>n<br />
europafre<strong>und</strong>lich gesonnen sind, zur Seite stehen. Sie könnten ein<br />
Europa einfor<strong>der</strong>n, das dem Programm <strong>der</strong> Ökumene entsprechend<br />
nicht den Krieg als Weltordnungsmodell festschreibt, son<strong>der</strong>n praktizierte<br />
Gerechtigkeit <strong>und</strong> Dialog. Aus christlicher Sicht, so hat Ul-<br />
14 Vgl. Duchrow 2004.<br />
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