peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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<strong>krieg</strong> <strong>die</strong> Todesstrafe des Hitlerregimes erdulden. 86 An<strong>der</strong>s als viele<br />
regimetreue Amtsbrü<strong>der</strong> in Lateinamerika wurde auch <strong>der</strong> Friedensmahner<br />
San Oscar Romero ermordet …<br />
Während Jesus <strong>die</strong> Pacifici Töchter <strong>und</strong> „Söhne Gottes“ nennt,<br />
hat <strong>die</strong> Kirche sie in ihrer Geschichte nach 313 überwiegend als<br />
Häretiker, Feiglinge (!) <strong>und</strong> gottlose Gehorsamverweigerer betrachtet.<br />
Eine gegenteilige Tradition ist erst sehr jung <strong>und</strong> noch äußerst<br />
zerbrechlich. 87 Kardinal Ottaviani sah z.B. – an<strong>der</strong>s als Pius XII. –<br />
sehr klar, daß im Zeitalter des mo<strong>der</strong>nen Krieges Wehr<strong>die</strong>nstleistende<br />
zum Mittun in einem Massenmordsystem gezwungen werden. Er<br />
befand, zu solchem Zwang habe niemand ein Recht. Im deutschen<br />
Katholizismus <strong>und</strong> Protestantismus hatte man zur Adenauerzeit für<br />
Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerer hauptsächlich Beschimpfungen parat. (Der<br />
deutsche Krieg war gerade mal fünf Jahre vorbei, da wußte Kardinal<br />
Frings schon wie<strong>der</strong>, daß Pazifisten sentimental sind.) Die evangelischen<br />
Heidelberger Thesen (1959) gestanden dann im Kontext <strong>der</strong><br />
Atomwaffenfrage ein: „Die Kirche muß den Waffenverzicht als eine<br />
christliche Handlungsweise anerkennen.“ Durch „Pacem in terris“<br />
von Johannes XXIII. konnten sich auch katholische Verweigerer<br />
ermutigt fühlen. Das Zweite Vatikanum erkannte immerhin – <strong>und</strong><br />
zwar ohne Hinweis auf <strong>die</strong> Konstruktion eines „irrigen Gewissens“<br />
– <strong>die</strong> Berechtigung <strong>der</strong> Wehr<strong>die</strong>nstverweigerung an <strong>und</strong> zollte dem<br />
Gewaltverzicht unter bestimmten Bedingungen Lob (Gaudium et<br />
86 Zur Erinnerung an <strong>die</strong> hingerichteten Verweigerer des letzten Welt<strong>krieg</strong>es<br />
gibt es eine traurige Nachricht: „Pfarrer Jurytko war ein Seelsorger für<br />
Todgeweihte. Etwa 500 begleitete er zwischen 1943 <strong>und</strong> 1945 ‚aufs Schafott‘,<br />
vor allem Wehr<strong>die</strong>nstverweigerer <strong>und</strong> Deserteure, <strong>die</strong> im Wehrmachtsgefängnis<br />
Spandau einsaßen, um auf <strong>die</strong> Vollstreckung ihres Urteils zu<br />
warten.“ (Loy 2005) Den Kirchbau St. Raphael für <strong>die</strong> Berliner kath.<br />
Gemeinde Katow, ein Werk des Architekten Rudolf Schwarz, verstand<br />
Jurytko 1961 als Erinnerungsbau für <strong>die</strong> hingerichteten Verweigerer. (Erst<br />
1998 hob <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estag <strong>die</strong> Urteile <strong>der</strong> NS-Kriegsjustiz auf!) Die Kirche<br />
St. Raphael steht nun 2005 zum Abriß frei, da an gleicher Stelle ein Supermarkt<br />
entstehen soll.<br />
87 Vgl. zur katholischen Bewertung <strong>der</strong> Wehr<strong>die</strong>nstverweigerung <strong>die</strong> Übersicht<br />
bei Reckinger 1983, 104-167, <strong>der</strong> einen im Gr<strong>und</strong>e sehr traditionellen<br />
Standort (bellum iustum) einnimmt. – Der Verfasser selbst stieß 1980<br />
bezüglich seiner Wehr<strong>die</strong>nstverweigerung beim katholischen Dorfpfarrer<br />
auf Unverstehen <strong>und</strong> mußte 1987 bei einer Bewerbung auf eine Gefängnisseelsorgestelle<br />
seine Entscheidung für den Zivil<strong>die</strong>nst im Erzbischöflichen<br />
Ordinariat Pa<strong>der</strong>born erneut ausführlich rechtfertigen.<br />
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