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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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. Die von Christen in drei Jahrhun<strong>der</strong>ten hochgehaltene Unverletzlichkeit<br />

des Lebens wird – mitunter sehr zynisch – relativiert.<br />

Die christliche Differenz zum <strong>bürger</strong>lichen Gesetz bzw. zum Staatsethos<br />

ist beseitigt o<strong>der</strong> in eine schizophrene doppelte Bürgerschaft<br />

<strong>der</strong> Erde <strong>und</strong> des Himmels aufgelöst, <strong>die</strong> irdisch folgenlos bleibt.<br />

Sogar <strong>die</strong> „natürliche“ Tötungshemmung des Menschen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Begabung zum Mitfühlen verlieren durch eine Doktrin des sachlichinstrumentellen<br />

Tötens (Augustinus, Luther u.v.a.) ihre Hochschätzung.<br />

36 Die mo<strong>der</strong>nen „chirurgischen Militärschläge“ lassen sich sprachlich<br />

geradewegs bis auf Väter <strong>der</strong> Großkirchen zurückverfolgen.<br />

c. Die Liaison mit dem Staat <strong>und</strong> <strong>die</strong> neue Einstellung zu <strong>krieg</strong>erischen<br />

Operationen tragen tödliche Gewalt in <strong>die</strong> Kirche selbst hinein.<br />

37 Dem Staat wird zugestanden, Abweichungen von <strong>der</strong> institutionellen<br />

Religion mit Krieg <strong>und</strong> Hinrichtung zu beantworten. Damit<br />

stellt sich für das real existierende Christentum <strong>die</strong> Wahrheitsfrage<br />

ganz neu: „Es gibt ein Naturgesetz, daß nämlich eine Sache nur durch<br />

<strong>die</strong> Mittel verteidigt werden kann, durch <strong>die</strong> sie erworben wurde.<br />

Eine durch Gewalt erworbene Sache kann nur durch Gewalt verteidigt<br />

werden. Eine durch Wahrheit erworbene Sache dagegen kann<br />

nur durch Wahrheit verteidigt werden.“ (M. K. Gandhi)<br />

d. Über siebzehnhun<strong>der</strong>t Jahre werden zahllose als „gerecht“ proklamierte<br />

Kriege von Christen (auch von Christen gegen Christen 38 )<br />

36 Noch Pius XII kann in seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1948 sagen: Der<br />

christliche Friedenswille ist „deshalb hart wie Stahl. [sic!] Er ist von ganz an<strong>der</strong>er<br />

Prägung als das gewöhnliche Gefühl für Menschlichkeit“. (Zitiert nach: Eicher 1982,<br />

76.) Hätte <strong>die</strong>ser „christliche Friedenswille“, so wünscht man, in <strong>der</strong> Geschichte nur auf<br />

alles Übernatürliche beim Kriegführen verzichtet <strong>und</strong> stattdessen einfach „das gewöhnliche<br />

Gefühl für Menschlichkeit“ walten lassen!<br />

37 Der hl. Martin von Tours hatte den Krieg <strong>und</strong> das Schwert wi<strong>der</strong> Häretiker<br />

noch gleichermaßen abgelehnt. Die beiden Cheftheoretiker <strong>der</strong> Lehre vom<br />

gerechten Krieg betrachteten Gewalt gegen abtrünnige o<strong>der</strong> vermeintlich<br />

irrende Christen hingegen als etwas Legitimes. Derselbe Augustinus, <strong>der</strong> an<br />

seiner Bischofstafel kein böses Wort über <strong>die</strong> abwesenden Mitbrü<strong>der</strong><br />

duldete, hielt an seinem Lebensabend den staatlichen Schwerteinsatz gegen<br />

unbeugbare Donatisten für gut <strong>und</strong> richtig – <strong>und</strong> verfeierlichte <strong>die</strong>s als<br />

„Liebes<strong>die</strong>nst“. Der in seraphinenhaftem Ruf stehende Thomas von Aquin<br />

war nicht nur ein Sänger vom Sakrament <strong>der</strong> Liebe Gottes, son<strong>der</strong>n auch<br />

ein Befürworter gewaltsamer Züchtigung <strong>der</strong> vom Glauben abfallenden<br />

Erwachsenen. Er meinte, hartnäckige Häretiker sollten dem weltlichen Arm<br />

zur Ausrottung übergeben werden. (Summa theologica II-II 10,7; 10,8; 11,3)<br />

38 Tertullian († um 220) führte als ein Argument gegen den Kriegs<strong>die</strong>nst noch<br />

an, daß Christen dann ja z.B. auch gegen Glaubensgeschwister kämpfen<br />

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