peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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ma <strong>und</strong> Nagasaki hat sich jedoch am System <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong> Ökonomie,<br />
des Militärs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kultur keine wirklich durchgreifende Verän<strong>der</strong>ung<br />
ergeben. Im Gegenteil, in all <strong>die</strong>sen Bereichen ist eine nie<br />
dagewesene Aufrüstung erfolgt. Die Macht hält sich immer unbekümmerter<br />
von Vernunft, realistischer Weltwahrnehmung <strong>und</strong> Gewissen<br />
fern. Ein zerstörerisches Ich-Konzept <strong>der</strong> Angst, das <strong>die</strong><br />
Menschheit in ihrer Entwicklung – zum Teil auch kulturell – schon<br />
überw<strong>und</strong>en hat, ersetzt auf <strong>der</strong> politischen Bühne Verantwortung<br />
<strong>und</strong> Weisheit. Die Zeitbeschleunigung, <strong>der</strong> alle Entwicklungen <strong>der</strong><br />
Zivilisation unterliegen, läßt für Kurskorrekturen kaum mehr eine<br />
Atempause. Die Unfähigkeit <strong>der</strong> Menschenwelt, auf Bedrohungen,<br />
<strong>die</strong> sinnlich noch nicht unmittelbar erfahren werden, zu antworten,<br />
ist offenk<strong>und</strong>ig. … Wird sich <strong>die</strong> Christenheit vom Stand <strong>der</strong> Dinge<br />
beunruhigen lassen?<br />
1. Untergang des Abendlandes o<strong>der</strong> Ernstfall <strong>der</strong> Zivilisation?<br />
Einstweilen beunruhigen noch an<strong>der</strong>e Fragen das Kirchentum <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong> politisch machtvollen Christenkreise. Zu den herausragenden<br />
Bedrohungen gehörten für <strong>die</strong> Bush-Administration im Wahlkampf<br />
2004 politische Bestrebungen für eine sogenannte „Homo-Ehe“. Als<br />
beson<strong>der</strong>s dringlich empfand auch <strong>die</strong> katholische Kirche zur Jahrtausendwende<br />
<strong>die</strong>ses Thema, nämlich <strong>die</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> Bürgerrechte<br />
von Homosexuellen im europäischen Menschenrechtsstandard<br />
<strong>und</strong> Gesetzgebungen zur rechtlichen Absicherung von<br />
gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Höchstrangige Kirchenvertreter<br />
sprachen von einem drohenden Untergang des Abendlandes,<br />
möglichen Gefahren für <strong>die</strong> Volksges<strong>und</strong>heit, einem Austritt aus <strong>der</strong><br />
„gesamten moralischen Geschichte <strong>der</strong> Menschheit“ <strong>und</strong> einer „Auflösung<br />
des Menschenbildes“. 3 Von allerhöchster Stelle wurde gar<br />
3 Wörtlich war <strong>die</strong> Rede von einer Schädlichkeit „für <strong>die</strong> ges<strong>und</strong>e Entwicklung<br />
<strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft“ <strong>und</strong> einer Gefahr für das „Gewebe <strong>der</strong><br />
öffentlichen Moral.“ (Vgl. Michael Brinkschrö<strong>der</strong>: Theologische Analyse <strong>der</strong><br />
„Erwägungen zur rechtlichen Anerkennung <strong>der</strong> Lebensgemeinschaften<br />
zwischen homosexuellen Personen“. In: Werkstatt Schwule Theologie, Nr. 3<br />
& 4/2003, 307-313.) Vgl. zur röm.-kath. Hetze gegen schwul-lesbische<br />
Bürgerrechte <strong>und</strong> zur Beschwörung von Gefahren für das Wohlergehen <strong>der</strong><br />
Gesellschaft seit 1986 ebenfalls: P. Bürger: Das Lied <strong>der</strong> Liebe. Oberursel<br />
2001, 34-39. (Fast alle entsprechenden Texte gehen auf Kardinal Ratzinger<br />
zurück.) Auch beim Streit um schwule Priester wurde von Disputanten wie<br />
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