peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Empörung über den Krieg sehr gedämpft: „Was hat man denn gegen<br />
den Krieg? Etwa daß Menschen, <strong>die</strong> doch einmal sterben müssen, dabei umkommen?“<br />
33 Die einen sagen, Augustinus habe das Übel ganz pragmatisch<br />
eingegrenzt. Die an<strong>der</strong>en werfen ihm vor, er liefere eine Staatstheologie,<br />
<strong>die</strong> auch ein Ideologe des Römischen Imperiums hätte<br />
verfassen können. Obendrein mache er den Bock zum Gärtner, da<br />
er den Staaten <strong>die</strong>ser Welt, <strong>die</strong> er selbst in „De civitate Dei“ doch als<br />
„große Räuberbanden“ <strong>und</strong> sich rechtsfrei dünkende Verbrecher<br />
beschreibt, <strong>die</strong> Entscheidungskompetenz über <strong>die</strong> Rechtfertigung <strong>der</strong><br />
eigenen Kriegsführung überläßt. Wieviel Unheil wäre <strong>der</strong> Christenheit<br />
erspart geblieben, wenn Augustinus, <strong>der</strong> eine ganze Bibliothek<br />
über <strong>die</strong> himmlische Heimat verfaßt hat, ihr wenigstens in einem<br />
kleinen Traktat das antike Wissen um <strong>die</strong> eigentlichen Kriegsursachen<br />
vermittelt hätte. – Schon Platon wußte: „Entstehen doch alle<br />
Kriege um des Geldes Besitz.“ Der Dichter Tibullus (ca. 50 – 19 v.<br />
Chr.) klagte fünf Jahrhun<strong>der</strong>te vor Augustinus: „Schuld hat das kostbare<br />
Gold. Es gab keinen Krieg, als <strong>der</strong> Becher, den man beim Mahle<br />
gebraucht, einfach aus Buchenholz war.“<br />
Die zwischen dem 11. <strong>und</strong> 16. Jahrhun<strong>der</strong>t – namentlich auch<br />
durch Thomas von Aquin – fortgeschriebene Doktrin vom „gerechten<br />
Krieg“ zielt scheinbar vor allem auf <strong>die</strong> Frage <strong>der</strong> Erlaubtheit<br />
eines Angriffs<strong>krieg</strong>es. François Reckinger 34 faßt <strong>die</strong> zentralen Bedingungen<br />
dafür folgen<strong>der</strong>maßen zusammen:<br />
Ebenso muß man auch dem Amt des Soldaten o<strong>der</strong> des Schwertes mit<br />
männlichen Augen zusehen, warum es so tötet <strong>und</strong> grausam ist. Dann wird<br />
es selber beweisen, daß es ein durch <strong>und</strong> durch göttliches Amt ist <strong>und</strong> für<br />
<strong>die</strong> Welt nötig <strong>und</strong> nützlich wie Essen <strong>und</strong> Trinken.“<br />
33 Zitiert nach: Deschner 1980, 508. (Augustinus gegen den Manichäer Faustus.)<br />
34 Reckinger 1983,47. Vgl. zum bellum iustum auch in: Eicher 1982, 47-50;<br />
Battke 1982, 51-60 (Raym<strong>und</strong> Schwager); Drewermann 2002a, 142-150. Klüber<br />
1984, 9-11, <strong>der</strong> selbst strikt auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> klassischen kirchlichen<br />
Kriegsethik argumentiert, formuliert eine Zusammenfassung <strong>der</strong> Doktrin,<br />
<strong>die</strong> den Angriffs<strong>krieg</strong>, <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>nen Massenvernichtungswaffen <strong>und</strong> den<br />
atomaren „Verteidigungs<strong>krieg</strong>“ als unerlaubt ausschließt. Küng 2003 (Kapitel<br />
IV) nennt <strong>die</strong> folgenden sechs „klassischen“ Kriterien für den gerechten<br />
Krieg, <strong>die</strong> er beim Irak-Krieg 2003 (<strong>und</strong> auch beim Afghanistan-Krieg<br />
2001) nicht als erfüllt ansieht: 1. Gerechte Ursache (iusta causa); 2. Ehrliche<br />
Absicht (recta intentio); 3. Verhältnismäßigkeit (proportionalitas); 4.<br />
Bevollmächtigte Instanz (auctoritas legitima); 5. Letztes <strong>und</strong> einziges Mittel<br />
(ultima ratio); 6. Das Internationale Völkerrecht (ius in bello): Wird es im<br />
Krieg eingehalten werden?<br />
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