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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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veröffentlichten Erinnerungsbericht, bestätigen, „daß 100.000 Menschen<br />

umzubringen nicht schlimmer wäre als einen. Wichtig wäre<br />

allein, daß das in einem ‚gerechten Krieg‘ geschähe, einem solchen<br />

nämlich, <strong>der</strong> von einem legitimen Souverän erklärt <strong>und</strong> zur Verteidigung<br />

des Gemeinwohls geführt würde.“ 14<br />

Mit einer solch hehren Gewißheit über <strong>die</strong> gute Sache konnte<br />

US-Präsident Truman, <strong>der</strong> verantwortliche Befehlsgeber <strong>der</strong> Atombombeneinsätze,<br />

das Ende des Zweiten Welt<strong>krieg</strong>es schließlich zu<br />

einer Sternst<strong>und</strong>e des christlichen Erbarmens erklären: „Noch nie<br />

hat sich eine Nation mit den Machtmitteln <strong>der</strong> Vereinigten Staaten<br />

von Nordamerika gegen ihre Fre<strong>und</strong>e so hilfreich <strong>und</strong> gegen ihre<br />

Feinde so großmütig gezeigt. Vielleicht war <strong>die</strong> Zeit angebrochen,<br />

<strong>die</strong> Lehren <strong>der</strong> Bergpredigt zu verwirklichen.“ 15<br />

Angebrochen war also ein Zeitalter, das Bergpredigt <strong>und</strong> Massenvernichtung<br />

zusammenreimen konnte. Dreizehn Jahre nach Ende<br />

des Zweiten Welt<strong>krieg</strong>s wurde <strong>der</strong> deutsche evangelische Professor<br />

Walter Künneth mit <strong>der</strong> Aussage zitiert: „Selbst Atombomben können<br />

in den Dienst <strong>der</strong> Nächstenliebe treten.“ 16 Solche Blasen aus<br />

dem Kochkübel <strong>der</strong> Theologie zeugen von einer Christenheit, <strong>die</strong><br />

sich durch <strong>die</strong> Atombombe nicht erschüttern ließ. In Heidelberg<br />

verhin<strong>der</strong>ten noch Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre christliche Bürger – flankiert<br />

von einer konservativen Kampagne – den Einbau <strong>der</strong> Kirchenfenster<br />

von Professor Johannes Schreiter in <strong>die</strong> Heiliggeistkirche.<br />

Schreiter wollte mit seinem erbetenen Kunstwerk zwei Jahrtausende<br />

<strong>der</strong> Menschheit seit Christus mit zentralen „Notationen“ ins Bild<br />

bringen. Beson<strong>der</strong>s erregt hatte <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong>stürmer für den rechten<br />

Glauben auch das Physik-Fenster, in dem ein Atompilz an „Hiroshima“<br />

erinnerte. 17<br />

14 Coulmas 2005, 103f.<br />

15 Zitiert nach: Coulmas 2005, 107.<br />

16 Zitiert nach: http://www.unmoralische.de/christlich.htm#<strong>krieg</strong> .<br />

17 Zum Heidelberger Fensterstreit vgl. Mertin 1988: „So verweist ein Physik-<br />

Fenster einerseits auf <strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Atomphysik im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />

erinnert aber zugleich daran, daß <strong>der</strong>en Höhepunkt <strong>der</strong> Abwurf <strong>der</strong> Atombombe<br />

auf Hiroshima war. Unter den bereits erwähnten Bibelversen steht<br />

<strong>die</strong> von Albert Einstein 1905 gef<strong>und</strong>ene Formel E=mc². Diese Formel beschreibt<br />

<strong>die</strong> Äquivalenz von Masse <strong>und</strong> Energie; sie zeigt, daß Masse (Materie)<br />

<strong>und</strong> Energie nur verschiedene Erscheinungsformen ein- <strong>und</strong> desselben<br />

sind. Diese Entdeckung, ohne Zweifel eine <strong>der</strong> großartigsten menschlichen<br />

Denkens, hat unsere Welt verän<strong>der</strong>t. Gleichzeitig enthält <strong>die</strong> Formel auch <strong>die</strong><br />

Ambivalenz wissenschaftlicher Erkenntnis. In <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Atom-<br />

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