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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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Oberst Paul W. Tibbets hatte <strong>die</strong> Atombombe über Hiroshima ausgeklinkt.<br />

Er wurde später in einem Interview gefragt, ob er <strong>die</strong>se<br />

Beteiligung nicht bereue. Seine Antwort lautete: „Ich habe nie bereut<br />

<strong>und</strong> mich nie geschämt, denn ich glaubte damals, daß ich meine<br />

patriotische Pflicht tat, als ich den Befehlen folgte, <strong>die</strong> man mir gab.“ 30<br />

Das Spielfilm-Porträt Above And Beyond (USA 1952) über <strong>die</strong>sen B-<br />

29-Bombar<strong>die</strong>rer wurde entsprechend als „patriotischer Tribut an<br />

<strong>die</strong> Bombenschützen“ verstanden <strong>und</strong> löste „moralische“ Skrupel<br />

durch ideelle Rechtfertigungen. Hiroshima ist eine Episode in <strong>der</strong> Biographie<br />

eines vorbildlichen Militärs. Der gefeierte US-Major Charles<br />

Sweeny, bei den Flügen über Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki beteiligt,<br />

versuchte noch 1995 im deutschen Fernsehen seinen inneren Frieden<br />

zu demonstrieren <strong>und</strong> beantwortete eine kritische Rückfrage mit<br />

spürbarer Verärgerung: „Ich bin Soldat, Befehl ist Befehl, ich habe<br />

gemacht, was ich tun mußte. Je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Soldat <strong>der</strong> Welt würde so<br />

handeln.“ 31 Sweeny war wohl mit <strong>der</strong> Erwartung zum Interview gekommen,<br />

ähnlich wie in den USA als Held behandelt zu werden.<br />

Um solche Sichtweisen aufrechterhalten zu können, muß abgespalten<br />

werden, was man in Wirklichkeit weiß. Die Folgen sind unbestimmte,<br />

zerstörerische Schuldgefühle im Untergr<strong>und</strong>. 32 Nach<br />

außen wurde von allen Beteiligten erwartet, daß sie <strong>der</strong> offiziellen<br />

Lesart des Atombombeneinsatzes folgten <strong>und</strong> sich selbst entsprechend<br />

präsentierten. Das scheint bei vielen funktioniert zu haben.<br />

An eine wichtige Ausnahme erinnert Horst-Eberhard Richter: Hiroshima-Pilot<br />

Claude Eatherly, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Rolle des „nationalen Helden“<br />

nicht mitspielen konnte <strong>und</strong> dem das Bekenntnis „Mein Gott,<br />

was haben wir getan!“ 33 näher lag, hätte sich sogar als bloßer Begleit-<br />

30 Zitiert nach: Hiroshima: Verbrechen gegen <strong>die</strong> Menschlichkeit. http://<br />

www.aktivepolitik.de/<strong>hiroshima</strong>.htm (Stand 18.5.2005).<br />

31 Vgl. Drewermann 2002a, 56f.<br />

32 Lifton 1994 schreibt: „Die Täter von Hiroshima (<strong>und</strong> ihre verschiedenen<br />

Komplizen) – amerikanische Wissenschaftler, führende Militärs <strong>und</strong><br />

Politiker sowie ganz gewöhnliche Bürger – hatten zwar eigene Schuldgefühle,<br />

ironischerweise aber weniger handgreifliche als <strong>die</strong> Opfer [weil sie zu den<br />

Überlebenden zählten]. Doch erstaunlicherweise löste Hiroshima bei den<br />

Amerikanern (<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en) ein starkes schuldähnliches Gefühl folgen<strong>der</strong><br />

Prägung aus: Wenn wir hierzu fähig waren, dann sind wir zu allem fähig.<br />

Und: Je<strong>der</strong> kann mit uns machen, was er will – also ein emotionaler Vorgriff<br />

auf grenzenlose Grausamkeit.“<br />

33 Der Ausdruck geht aber wohl auf Robert A. Lewis, Copilot beim Abwurf<br />

<strong>der</strong> Atombombe auf Hiroshima, zurück: „Für eine Minute wußte niemand,<br />

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