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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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Schutzmaßnahmen gegen einen Strahlenangriff vor. 42 Unverdrossen<br />

folgte <strong>die</strong> Bespaßung dem Motto „Der Narr lacht, wenn nichts<br />

zu lachen ist“. Edward Teller schlug gute Vorbereitungen vor, „um<br />

einen totalen Atomangriff überleben zu können“, <strong>und</strong> mutmaßte,<br />

<strong>die</strong> Radioaktivität des Test-Fallout könne sogar heilsam wirken; Hermann<br />

Kahn for<strong>der</strong>te ganz ähnlich eine „nicht hypochondrische“<br />

Einstellung zum Atom<strong>krieg</strong>. 43<br />

Eine nunmehr sechs Jahrzehnte währende Tradition <strong>der</strong> Unterhaltungsindustrie<br />

kann nur als nachträgliche Verhöhnung <strong>der</strong> Opfer<br />

von Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki bezeichnet werden. Vor allem aber<br />

<strong>die</strong>nt sie bis heute <strong>der</strong> Geschichtsverdrehung <strong>und</strong> Propaganda. Japanische<br />

Godzilla-Filme hatten ab 1954 einen fre<strong>und</strong>lichen Monstertyp<br />

entwickelt, <strong>der</strong> angesichts tiefsitzen<strong>der</strong> Ängste therapeutische<br />

Wirkungen auf das Publikum ausübte <strong>und</strong> auch eine Solidarisierung<br />

mit den von Atomtests betroffenen Inselbewohnern in <strong>der</strong> weiteren<br />

Nachbarschaft zum Ausdruck brachte. Im US-Kino stellt <strong>der</strong> Film<br />

Godzilla (USA 1998) alles auf den Kopf. 44 Nicht <strong>die</strong> Bombe, son<strong>der</strong>n<br />

das Monster ist böse. Tschernobyl zeigt den Weg zur Erklärung<br />

des Phänomens. Frankreich ist mit seinen Tests verantwortlich.<br />

Opfer aber sind <strong>die</strong> Bewohner New Yorks. Ebenfalls seit 1998<br />

rühren mehrere große Filmproduktionen, <strong>die</strong> das Pentagon geför<strong>der</strong>t<br />

hat, <strong>die</strong> Werbetrommel für eine neue Generation von Atombomben,<br />

<strong>die</strong> tief in <strong>die</strong> Erde bzw. in Gesteinsschichten eindringen. 45<br />

Getarnt sind <strong>die</strong>se Kriegsfilme als globale Katastrophenszenarien.<br />

Die Tradition <strong>der</strong> Atom-Comics ist dabei unverkennbar lebendig.<br />

Das Mitglied einer Weltrettungsmannschaft verspürt beim Sitz auf<br />

<strong>der</strong> Bombe eine enorme „männliche Kraft“ zwischen seinen Beinen<br />

(Armageddon, 1998). Die Technologie kennt keine Grenzen. Die tödlichen<br />

Strahlungen bleiben schön sauber unter Verschluß.<br />

Im Gr<strong>und</strong>e dauert <strong>die</strong> Zensur in den USA immer noch an. Wenn<br />

Filmproduktionen über <strong>die</strong> ersten Atombomben <strong>der</strong> Weltgeschichte<br />

nicht das offiziell erwünschte Geschichtsbild transportieren, wird<br />

darüber, wie eine aktuelle Ratgeber-Broschüre des US-Ministeriums für<br />

Heimatschutz <strong>die</strong>se Tradition fortsetzt (lächerliche Verhaltensmaßgaben für<br />

den Fall einer Explosion mit radioaktiver Strahlung).<br />

43 Vgl. Lifton 1994, 164f., 171.<br />

44 Vgl. Bürger 2005b, 225, 241f.<br />

45 Vgl. Bürger 2005b, 384-401. – Vgl. zum japanischen <strong>und</strong> US-amerikanischen<br />

Atombombenfilm auch: Colmas 2005, 47-53.<br />

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