peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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ordneten Milieus teilen hingegen – individuell <strong>und</strong> strukturell – jene<br />
Unfähigkeit zu notwendigen Lernprozessen <strong>und</strong> realitätsbezogenen<br />
Weltwahrnehmungen, <strong>die</strong> seit Bewußtwerden <strong>der</strong> ökologischen Krise<br />
als Merkmal unserer gesamten Kultur hinlänglich beschrieben<br />
worden ist. 11 Ihr Unternehmen ist unverkennbar egozentrisch. Kurzfristig<br />
betreibt es (im Sinne <strong>der</strong> Aktien- bzw. Amtsinhaber) eine<br />
durchaus erfolgreiche Sharehol<strong>der</strong>-Theologie. Religionen mit rigorosen<br />
„geistigen Inhalten“ fernab <strong>der</strong> erfahrbaren gesellschaftlichen<br />
Wirklichkeit <strong>und</strong> mit machtvoll ausgestatteten „Autoritäten“ stehen<br />
angesichts <strong>der</strong> postmo<strong>der</strong>nen Orientierungslosigkeit hoch in Kurs.<br />
Da ein wahreres Leben <strong>und</strong> eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> sozialen Bezüge<br />
bei den f<strong>und</strong>amentalistischen Varianten keine Rolle spielen, können<br />
<strong>der</strong>en tragende Institutionen mit <strong>der</strong> neoliberalen Wirtschaftsreligion<br />
problemlos zusammenleben (<strong>und</strong> werden mit <strong>die</strong>ser vermutlich<br />
auch untergehen). Die beschworene „harte Währung“ <strong>der</strong> Religion<br />
ist also sehr selektiv. Bezogen auf das Geldwährungssystem gilt vollständige<br />
Anpassung. Da <strong>die</strong> restaurative Kirchlichkeit genauso wie<br />
<strong>die</strong> kommerzielle Spiritualitätsindustrie nur auf religiös unreife Menschen<br />
Faszination ausübt, ist sie für <strong>die</strong> Zukunft des Christentums<br />
belanglos.<br />
Die amtskirchliche Gestalt <strong>der</strong> genehmen Religion weist drei<br />
Hauptmerkmale auf: 1. Eine innere Vertiefung des Glaubens, <strong>die</strong><br />
sich auf Erfahrung <strong>und</strong> nicht auf einen Dogmenwortlaut bezieht,<br />
wird als Subjektivismus verurteilt. 2. Die Bezugnahme auf objektive<br />
politische Gegebenheiten wird gleichzeitig als unzulässige Überschreitung<br />
des Heilsauftrags gebrandmarkt. 3. An <strong>die</strong> Stelle des prophetischen<br />
Erbes tritt jene „seelsorgerliche“ Ermahnung zur Geduld, <strong>die</strong><br />
von <strong>der</strong> Kirche als Beitrag zur Systemstabilisierung erwartet wird. 12<br />
– Drängende Anliegen, <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> Päpste Paul VI. <strong>und</strong> Johannes<br />
Paul II. bewegt haben, sind heute im konziliaren Prozeß<br />
„Gerechtigkeit, Frieden <strong>und</strong> Bewahrung <strong>der</strong> Schöpfung“ gebündelt.<br />
(Folge: Johannes XXIII. – Als ZDF-Video-Spezial im Handel.) Ein hochrangiger<br />
Konzilsgegner verbreitete z.B. das Gerücht, Johannes XXIII. sei<br />
homosexuell, wobei offenbleibt, was das als „Argument“ denn bedeuten<br />
könnte.<br />
11 Vgl. dazu – mit Verweisen auf den Club of Rome, Carl Friedrich von Weizsäcker<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e wichtige Autoren <strong>der</strong> Zivilisationskritik: Kern/Wittig 1984.<br />
12 Mit beson<strong>der</strong>er Vorliebe wird dafür ein künstlicher Gegensatz zwischen<br />
Seelsorger (bzw. Priester) <strong>und</strong> Prophet beschworen, den Jesus doch gerade<br />
vor zweitausend Jahren überw<strong>und</strong>en hat.<br />
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