Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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rekt über die Auswahl des besten Anbieters sowie indirekt über „virtuellen Wettbewerb“.<br />
„Wir haben da so einen Namen kreiert, „virtueller Wettbewerb“. Dadurch, dass wir eben in<br />
einem Gebiet ausschreiben, passiert auch etwas auf an<strong>der</strong>en Linien, die nicht schon als Ausschreibungslos<br />
deklariert sind. Eben, weil die Unternehmen nicht wollen, dass ihr Gebiet später<br />
einmal ausgeschrieben wird.“ (Interview Case A, admin. AT 2 2009)<br />
Die Dominanz qualitativer Aspekte im Wertesystem schlägt sich in einer konkreten<br />
Norm im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Offerten nie<strong>der</strong>. Die eingegangenen<br />
Offerten werden mittels einer Nutzwertanalyse bewertet und verglichen. Die in die<br />
Bewertung einbezogenen Kriterien und <strong>der</strong>en Gewichtung spiegeln das Wertesystem<br />
<strong>der</strong> administrativen Aufgabenträgers wi<strong>der</strong>. Bewertet werden verschiedene Qualitätskriterien<br />
und <strong>der</strong> Preis als die vom Besteller gefor<strong>der</strong>te Abgeltungshöhe, wobei – an<br />
dieser <strong>St</strong>elle kommt die Norm ins Spiel – die qualitativen Kriterien höher gewichtet<br />
werden als das finanzielle Kriterium.<br />
„Wir gewichten die Qualität grundsätzlich höher als den Preis. Das ist unser Credo. Also, 60%<br />
Qualität und 40%Preis, das ist eigentlich fest. Das ist uns wichtig. Das ist völlig an<strong>der</strong>s als in<br />
Deutschland, da ist irgendwie 90% Preis und so weiter.“ (Interview Case A, admin. AT 2 2009)<br />
Ein Unternehmen kann demnach nur dann den Zuschlag erhalten, wenn es ein Angebot<br />
einreicht, das insbeson<strong>der</strong>e in qualitativer Hinsicht überzeugt.<br />
Zum Verständnis einer weiteren identifizierten Norm <strong>der</strong> administrativen Aufgabenträgerebene<br />
<strong>der</strong> Fallstudie A erfolgt an dieser <strong>St</strong>elle ein kurzer Vorgriff auf die Ergebnisse<br />
zur regulativen Dimension. In <strong>der</strong> Verkehrsverwaltung geht man davon aus, dass<br />
<strong>der</strong> Druck auf die Aufgabenträger zur wettbewerblichen Vergabe <strong>der</strong> regionalen Busverkehre<br />
mittels Ausschreibungen in <strong>der</strong> Schweiz langfristig steigen und Ausschreibungswettbewerb<br />
daher, ob gewollt o<strong>der</strong> nicht, zur Regel werden wird. Vor diesem<br />
Hintergrund wird es im Sinne einer langfristigen Sicherung <strong>der</strong> bestehenden hohen<br />
Qualität als sinnvoll angesehen, sowohl die eigene Aufgabenträgerorganisation als<br />
auch die bisherigen Busbetreiber, mit denen man aufgrund ihrer hohen Qualität grundsätzlich<br />
auch zukünftig zusammenarbeiten möchte, rechtzeitig durch regelmäßige, selektive<br />
Ausschreibungen kleinerer Lose für den Wettbewerb und die damit verbundenen<br />
Verfahren und Prozessschritte fit zu machen. Ansonsten bestünde das Risiko, dass<br />
sich nach dem erwarteten obligatorischen Vergaberegimewechsel zunächst ausländische<br />
Betreiber gegen die bisherigen regionalen Betreiber im Ausschreibungswettbewerb<br />
durchsetzen, auch wenn sie unter Umständen eine niedrigere Qualität bieten,<br />
weil sie im Gegensatz zu den heimischen Unternehmen über langjährige Ausschreibungserfahrungen<br />
verfügen und formell korrekte Offerten einreichen können.<br />
„Eine Veolia kann Angebote abgeben, in <strong>der</strong> ganzen Welt. Das hat sie auch bei uns schon bewiesen.<br />
Preislich und qualitätsmäßig hat das zwar bislang nicht gepasst, aber formal kann sie