Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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182 Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.<br />
gen rational sind, wenn sie zum Erhalt und Ausbau politischer Macht beitragen. Im<br />
konkreten politischen Verantwortungsbereich des Regionalverkehrs führt diese Logik<br />
unter den <strong>der</strong>zeit gegebenen Rahmenbedingungen dazu, dass das politische Handeln<br />
und Entscheiden an funktionalen und emotionalen qualitativen Kriterien ausgerichtet<br />
wird. In einem an<strong>der</strong>en politischen Verantwortungsbereich kann sich die jeweilige inhaltsbezogene<br />
Handlungslogik zwar an<strong>der</strong>s darstellen; die übergeordnete zentrale politische<br />
Handlungslogik bleibt jedoch die gleiche.<br />
In Bezug auf die Relevanz <strong>der</strong> Ergebnisse hinsichtlich <strong>der</strong> Rationalität <strong>der</strong> administrativen<br />
Aufgabenträgerebene muss eine Differenzierung vorgenommen werden. Der<br />
Grund dafür ist, dass es sich bei den vier analysierten Organisationen aufgrund <strong>der</strong><br />
hohen Identifikation ihrer Mitarbeiter mit dem ÖV und aufgrund des normativen Isomorphismus,<br />
<strong>der</strong> sich im Zuge <strong>der</strong> Professionalisierung ihres organisationales Feldes<br />
mit <strong>der</strong> Herausbildung geteilter Werte einer gemeinsamen kognitiven Basis vollzogen<br />
hat, um einen beson<strong>der</strong>en Verwaltungstypus handelt; oben als ʻprogram bureaucratsʼ<br />
(Heclo 1977) bezeichnet. Die empirischen Erkenntnisse für die administrativen Aufgabenträger<br />
lassen sich insofern eher auf Verwaltungsbereiche übertragen, die ähnliche<br />
Charakteristika aufweisen. Für entsprechende Organisationen o<strong>der</strong> organisationale<br />
Bereiche ist zu erwarten, dass auch sie ihr organisationales Handeln an einer professionsspezifischen<br />
Rationalität ausrichten und dass diese Rationalität als zentrales Element<br />
insbeson<strong>der</strong>e den Erhalt, den Ausbau und die Optimierung des von ihnen verantworteten<br />
Aufgabenbereichs im Sinne <strong>der</strong> geteilten Werte aufweist.<br />
Die Forschung zum Public Management strebt die Generierung von Forschungsergebnissen<br />
an, die nicht nur wissenschaftlich, son<strong>der</strong>n auch praktisch relevant sind. Konkrete<br />
Implikationen aus <strong>der</strong> vorliegenden Dissertation ergeben sich in diesem Zusammenhang<br />
insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die intendierte Weiterentwicklung und/o<strong>der</strong><br />
Reformierung öffentlicher Institutionen und Organisationen mittels <strong>der</strong> Einführung<br />
von Praktiken und <strong>St</strong>rukturen in Politik und Verwaltung, die auf ökonomischer Rationalität<br />
basieren (siehe in diesem Zusammenhang die zahlreichen Publikationen zum<br />
Ansatz des New Public Management, zum Beispiel Aucoin 1990; Pollitt 1993;<br />
Osborne & Gaebler 1992; Schedler & Proeller 2011).<br />
So wie sich im Zuge <strong>der</strong> empirischen Analyse gezeigt hat, dass es vor dem Hintergrund<br />
ihrer politischen beziehungsweise ÖV-Rationalität wenig sinnvoll ist, politische<br />
und administrative Aufgabenträger (nur) mit ökonomischen Argumenten von den Vorteilen<br />
des Ausschreibungsverfahrens zu überzeugen, so wenig Sinn macht es unter<br />
Umständen generell, Reformen im öffentlichen Sektor in erster Linie durch eine auf<br />
ökonomischer Rationalität basierende Argumentation zu begründen und durchzuset-