Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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jekt kurz vorgestellt. Dabei wurde darauf geachtet, dem Interviewpartner keine beziehungsweise<br />
nicht zu konkrete Hinweise zu dem Thema des Interviews und <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Einstiegsfrage zu geben. Daran anschließend wurden die ‘Spielregeln’<br />
des Interviews geklärt. Insbeson<strong>der</strong>e ging es in diesem Zusammenhang um die erneute<br />
Zusicherung absoluter Anonymität für den Gesprächspartner, verbunden mit <strong>der</strong> Bitte<br />
zur Aufzeichnung des Gesprächs auf ein digitales Aufnahmegerät. Da das narrative<br />
Interview eine beson<strong>der</strong>e und für die hier relevanten Aufgabenträger teilweise unbekannte<br />
Interviewform darstellt, wurde zudem <strong>der</strong> Ablauf des Gesprächs besprochen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e wurde auf die offene <strong>St</strong>ruktur des Interviews, das überwiegende Schweigen<br />
des Interviewers während des Interviews sowie die Nichtexistenz eines konkreten<br />
Interviewleitfadens hingewiesen, verbunden mit einer kurzen Erwartungsklärung hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Antworten als offene Erzählungen (Schütze 1977).<br />
Das eigentliche Interview startete mit <strong>der</strong> Einstiegsfrage, <strong>der</strong> in einem narrativen Interview<br />
eine Schlüsselrolle zukommt. Mit ihrer Hilfe soll bei <strong>der</strong> interviewten Person<br />
eine Erzählung zu dem für das jeweilige Forschungsvorhaben relevanten Themenbereich<br />
ausgelöst werden. Um diese Funktion erfüllen zu können, muss die einleitende<br />
Frage entsprechend relevant für den Gesprächspartner sein und sich auf ihre o<strong>der</strong> seine<br />
konkrete Situation beziehen (Schütze 1978). Die unterschiedlichen Ausgangslagen <strong>der</strong><br />
in die vorliegende Arbeit einbezogenen Fallstudien wurden daher mittels einer spezifischen<br />
Vorbereitung auf jedes Interview berücksichtigt, die mit einer entsprechend zugeschnittenen<br />
Formulierung <strong>der</strong> Einstiegsfrage einherging. Im Falle des Cases B<br />
(kürzliche Ausschreibung eines regionalen Busnetzes) wurden zum Beispiel die Gesprächspartner<br />
zu Gesprächsbeginn gefragt: „Erzählen Sie mir bitte, wie es damals zu<br />
<strong>der</strong> Entscheidung kam, das Busnetz in <strong>der</strong> Region XY auszuschreiben und wie <strong>der</strong> gesamte<br />
Ausschreibungsprozess bis hin zur Zuschlagsvergabe verlief.“ Demgegenüber<br />
lautete die entsprechende Einstiegsfrage zum Beispiel bei Case C (kürzliche bewusste<br />
Entscheidung im Rahmen <strong>der</strong> strategischen Planung des Regionalverkehrs, den <strong>St</strong>atus<br />
Quo mit ausschliesslicher Anwendung des Offertverfahrens beizubehalten) wie folgt:<br />
„Erzählen Sie mir bitte, wie <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> strategischen Planung ablief.“ In Anlehnung<br />
an Lamnek (1995b) wurde bewusst darauf verzichtet, bereits in dieser frühen<br />
Phase im Interview nach den Motiven zu fragen, auf denen die jeweiligen Entscheidungen<br />
beruhten.<br />
Die Einstiegsfrage leitete jeweils die Erzählphase ein, während <strong>der</strong>er die Re<strong>der</strong>olle –<br />
soweit möglich – ausschließlich bei <strong>der</strong> Gesprächspartnerin o<strong>der</strong> beim Gesprächspartner<br />
lag. Kam es zu Phasen, in denen die Erzählungen stockten o<strong>der</strong> gar aufhörten,<br />
wurde versucht, die erzählende Person durch verbale und non-verbale Gesten zum