Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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nehmen? Dass das wie<strong>der</strong> zwei o<strong>der</strong> drei Jahre geht, bis die das kapieren. Und die Zeit haben<br />
Sie als Politiker vielleicht nicht immer. Da sehe ich schon ein generelles Risiko, das es abzuwägen<br />
gilt. […] Und die Gefahr, dass jetzt bei einer Ausschreibung plötzlich irgendein Gigant<br />
von irgendwo herkommt und unsere ÖV-Tradition mit den Fuhrhaltern hier än<strong>der</strong>t, die sehe<br />
ich schon. Wenn da eine französische Gesellschaft kommt, die sich dann sagt: Ja, wir bauen da<br />
in <strong>der</strong> Kantonshauptstadt auf einem großen Areal unser Depot und ziehen das aus den Regionen<br />
da zusammen, dann würde das wohl nicht so gut bei den Menschen da draußen ankommen.“<br />
(Interview Case D, pol. AT 2009)<br />
Zusammenfassend kann für die politische Ebene <strong>der</strong> Aufgabenträgerorganisation festgehalten<br />
werden, dass sich das entsprechende Werte- und Normensystem in erster Linie<br />
aus Aspekten zusammensetzt, die für eine positive Wahrnehmung des ÖV durch<br />
die Bevölkerung als wichtig erachtet werden. In diesem Zusammenhang sind es qualitative<br />
und soziale Werte, die insbeson<strong>der</strong>e normen- und handlungsprägend sind, so<br />
auch im Hinblick auf die Vergabe <strong>der</strong> Angebotsvereinbarungen. Dies hat zur Konsequenz,<br />
dass eine Vergabe auf Basis des Offertverfahrens präferiert wird. Obwohl einer<br />
hohen Effizienz aufgrund <strong>der</strong> eigenen Überzeugung eigentlich eine hohe Bedeutung<br />
zugewiesen wird, hat sie aufgrund <strong>der</strong> sie überlagernden politischen Überlegungen<br />
faktisch nur geringen Einfluss auf die Vergaben und die Auswahl des Vergabeverfahrens.<br />
7.5.3.2 Rollen<br />
Mit <strong>der</strong> ÖV-Affinität und den entsprechenden Werten und Normen ist eine klare Vorstellung<br />
<strong>der</strong> administrativen Aufgabenträgerebene davon verbunden, wie <strong>der</strong> regionale<br />
Busverkehr ausgestaltet sein sollte und welche Praktiken in diesem Zusammenhang<br />
anzuwenden beziehungsweise nicht anzuwenden sind. Damit geht ein ebenso klares<br />
Verständnis hinsichtlich <strong>der</strong> eigenen Rolle und hinsichtlich <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> politischen<br />
Aufgabenträgerebene einher. Die fachliche Kompetenz für den regionalen Busverkehr<br />
und für die Frage, ob <strong>der</strong> Einsatz von Ausschreibungswettbewerb sinnvoll wäre, wird<br />
auf <strong>der</strong> administrativen organisationalen Ebene und nicht auf <strong>der</strong> politischen Ebene<br />
gesehen. Allerdings geht das eigene Selbstverständnis über die fachliche Ebene hinaus.<br />
Der Regierungsrat wird zwar als demokratisch legitimierte Entscheidungsinstanz akzeptiert,<br />
sich selbst schreibt die Verwaltung aber eine Art faktische Entscheidungskompetenz<br />
darüber zu, ob es zu Ausschreibungen kommt o<strong>der</strong> nicht. Zum einen erfolgt<br />
dies in positiver Hinsicht. Wenn seitens <strong>der</strong> Verwaltung eine Präferenz für Ausschreibungen<br />
im regionalen Busverkehr bestände o<strong>der</strong> entstände (was <strong>der</strong> Interviewpartner<br />
selbst allerdings ausschließt), könnte die politische Ebene mit den entsprechende<br />
Zahlen von <strong>der</strong> Vorteilhaftigkeit dieses Verfahrens überzeugt werden und<br />
es würde zu einem Ausschreibungswettbewerb kommen. Zum an<strong>der</strong>en – und dies ist<br />
im Hinblick auf die tatsächliche Situation in <strong>der</strong> Aufgabenträgerorganisation eher von