Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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zunehmenden externen Drucks für wahrscheinlich gehalten wird. Insgesamt wird das<br />
Offertverfahren im Vergleich zum Ausschreibungsverfahren als ähnlich rational beurteilt.<br />
Der administrative Aufgabenträger des Case B dagegen bewertet zum einen das<br />
Effizienzniveau in seinem <strong>kantonalen</strong> regionalen Busverkehr grundsätzlich als hoch,<br />
so dass nur in begründeten Einzelfällen explizit <strong>der</strong> Einsatz ökonomischer Rationalität<br />
im Sinne <strong>der</strong> ÖV-Rationalität nötig sei. Zum an<strong>der</strong>en wird <strong>der</strong> zukünftige Wettbewerbsdruck<br />
als geringer eingeschätzt, so dass das Offertverfahren grundsätzlich, das<br />
heißt mit Ausnahme weniger begründeter Einzelfälle beziehungsweise von Neuverkehren,<br />
im Vergleich zum Ausschreibungsverfahren als rationaler eingestuft wird.<br />
Die beiden nicht-ausschreibenden Aufgabenträgerorganisationen <strong>der</strong> Fallstudien C und<br />
D schätzen das mit Ausschreibungen verbundene Risikopotential für den regionalen<br />
Busverkehr höher ein als das Nutzenpotential. Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Bewertung<br />
des möglichen Nutzens des Ausschreibungsverfahrens wird zum einen sein indirekter<br />
Beitrag zu einer qualitativen Optimierung des Regionalverkehrs durch das Generieren<br />
zusätzlicher finanzieller Mittel bezweifelt, da kein Potential für signifikante Effizienzsteigerungen<br />
im regionalen Busverkehr gesehen wird. Zum an<strong>der</strong>en werden we<strong>der</strong> auf<br />
kurze noch längere Frist ein maßgeblich höherer finanzieller Leidensdruck und deutlich<br />
geringere öffentliche ÖV-Mittel erwartet, die künftig zur Verfügung stehen werden.<br />
Das Nutzenpotential von Ausschreibungen sei somit gering. Das mit ihnen verbundene<br />
Risikopotential für die Qualität <strong>der</strong> Verkehrsleistungen – ein potentieller<br />
Markteintritt ausländischer Betreiber, schlechteres Personal aufgrund sinkenden Lohnniveaus,<br />
eine Zerglie<strong>der</strong>ung des Verkehrsmarktes sowie die Zerstörung langjähriger,<br />
guter organisationaler Beziehungen (ausführlich siehe Abschnitte 7.4.3.1 und 7.5.3.1)<br />
– wird dagegen als hoch eingeschätzt. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Die Organisationen bewerten<br />
Ausschreibungen als direktes Qualitätsrisiko für den Regionalverkehr, sehen in<br />
ihnen aber keine Möglichkeit, die Qualität indirekt über eine höhere Effizienz zu sichern<br />
o<strong>der</strong> zu steigern. Vor dem Hintergrund ihrer übergeordneten qualitativen Handlungslogik<br />
folgt aus den entsprechenden Einschätzungen, dass ein – auch nur partieller<br />
– Einsatz von Ausschreibungswettbewerb keinen positiven Beitrag zur qualitativen<br />
Verbesserung des Regionalverkehrs leisten kann. Ausschreibungen im regionalen<br />
Busverkehr stellen für die beiden nicht-ausschreibenden Aufgabenträgerorganisationen<br />
daher irrationale Handlungen dar und werden <strong>der</strong>zeit abgelehnt.<br />
Dagegen wird das Offertverfahren von beiden Organisationen als rational bewertet.<br />
Durch die Möglichkeit, Bestellungen nur bei Unternehmen vorzunehmen, <strong>der</strong>en hohe<br />
Qualität bekannt ist, könne ein Risiko für die Qualität im regionalen Busverkehr mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger ausgeschlossen und das bestehende Qualitätsniveau gesichert werden.