Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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104 Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.<br />
differiert die Bewertung des Zwecks und Nutzens von Ausschreibungsverfahren. Trotz<br />
<strong>der</strong> entsprechenden Differenzen lassen sich grundsätzlich ähnliche Rollenverständnisse<br />
sowie grundsätzliche ähnliche Erwartungen identifizieren, und zwar sowohl an die<br />
Rolle <strong>der</strong> eigenen als auch <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>en Ebene in <strong>der</strong> Aufgabenträgerorganisation.<br />
Der administrative Aufgabenträger hat klare Vorstellungen und eine eigene Agenda in<br />
Bezug auf den regionalen Busverkehr und die entsprechenden Vergaben <strong>der</strong> Angebotsvereinbarungen.<br />
Ziel ist es, wie beschrieben, mittelfristig eher mehr als weniger<br />
Busverkehre mittels Ausschreibungen zu vergeben, um auf diese Weise die technische<br />
und funktionale Qualität zu erhöhen. Die Zuständigkeiten für die Bestellungen <strong>der</strong><br />
Verkehre und für die damit zusammenhängenden Entscheidungen sieht die Verkehrsverwaltung<br />
bei sich selbst. Die Rolle <strong>der</strong> politischen Ebene wird darin gesehen, die<br />
entsprechenden Planungen und Vereinbarungen formell abzuschließen, also zu unterschreiben.<br />
Damit einher geht die Erwartung, die Auswahl <strong>der</strong> Busunternehmen dem<br />
Amt zu überlassen.<br />
„Das Amt selber ist eigentlich dafür da, diese Leistungsvereinbarungen bis zum Schluss, bis<br />
zum letzten Komma, im Prinzip vorzubereiten und auszugestalten. Und dann legen wir sie<br />
zur Unterschrift vor. Und wie wir zu den Unternehmen kommen, das ist im Prinzip unsere<br />
Sache.“ (Interview Case A, admin. AT 1 2009)<br />
„Das Amt hat hier schon immer eine sehr hohe Kompetenz gehabt. Es ist so, dass <strong>der</strong> Regierungsrat<br />
die formellen Abschlüsse mit den Leistungsvereinbarungen macht, aber eigentlich im<br />
Vorfeld – also die Auswahl des Verfahren, die Auswahl <strong>der</strong> Transportunternehmen und die<br />
Verhandlungen mit ihnen – das ist eigentlich schon immer auf <strong>der</strong> Ebene vom Amt gewesen.“<br />
(Interview Case A, admin. AT 2 2009)<br />
In diesem Sinne wird die kantonale Ausschreibungsstrategie proaktiv vorangetrieben<br />
und weiterentwickelt.<br />
Der politische Aufgabenträger sieht die Rollenverteilung, trotz <strong>der</strong> teilweise differierenden<br />
Werte- und Normensysteme, grundsätzlich ähnlich. Die Verkehrsverwaltung<br />
und ihre Arbeit werden aufgrund <strong>der</strong> hohen Fachkompetenz, des Knowhows und <strong>der</strong><br />
Begeisterung hinsichtlich des ÖV geschätzt. Da im bestehenden Ausschreibungssystem,<br />
wie beschrieben, kein Risiko für die Qualität und – damit zusammenhängend –<br />
für den eigenen politischen Erfolg gesehen wird, überlässt die politische Ebene dem<br />
administrativen Aufgabenträger zunächst die Auswahl und Kommunikation <strong>der</strong> auszuschreibenden<br />
Linien sowie die Auswahl <strong>der</strong> Busunternehmen. Die entsprechenden Ergebnisse<br />
werden vom Amt regelmäßig präsentiert, dann gemeinsam durchgesprochen<br />
und schließlich vom politischen Aufgabenträger formell bestätigt.<br />
„Also, die <strong>St</strong>rategie als solche bekomme ich zu Gesicht respektive die kann ich absegnen, aber<br />
die Ausführung <strong>der</strong> <strong>St</strong>rategie, das macht nur die Verwaltung. […] Also, die Verwaltung<br />
schlägt mir gestützt auf die erarbeiteten Kriterien die Linien vor, die zukünftig ausgeschrieben