Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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giger Kulturen über einen langen Zeitraum herausgebildet hat, bezeichnet Diesing<br />
(1962: 7) als „universal trend“. Die von ihm identifizierten universalen Trends analysiert<br />
er im Hinblick auf die Ableitung verschiedener Formen von Rationalität. Dabei<br />
berücksichtigt er die ihnen jeweils inhärenten Logiken zur Erzielung von Effektivität.<br />
Für jede Form von Rationalität, die er aus den historischen Entwicklungstrends abgeleitet<br />
hat, arbeitet Diesing jeweils die entscheidenden Charakteristika heraus, über die<br />
eine funktional rationale Organisation – im Falle <strong>der</strong> legalen Rationalität funktional<br />
rationale Institution – gemäß <strong>der</strong> jeweiligen Rationalität verfügen muss. Ebenso zeigt<br />
er die jeweils geltenden Entscheidungsprinzipien und <strong>der</strong>en Umstände auf <strong>der</strong> Ebene<br />
<strong>der</strong> substantiellen Rationalität (Diesing 1962) auf.<br />
In seinen Beschreibungen <strong>der</strong> einzelnen <strong>Rationalitäten</strong> verbleibt Diesing mit seiner<br />
gesellschaftlichen Perspektive zwar auf einer eher abstrakten Ebene. Dennoch lassen<br />
sich auf Basis seiner Ausführungen Implikationen für individuelles/organisationales<br />
Verhalten, zum Beispiel eines Politikers, einer politischen Organisation und einer öffentlichen<br />
Verwaltung, ableiten.<br />
Diesings fünf <strong>Rationalitäten</strong> sind für die hier relevanten Fragestellungen von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung, da sie als ein erstes Muster – im Sinne <strong>der</strong> organisationalen Archetypen<br />
von Greenwood & Hinings (1993: 1052) – für die spätere Beschreibung <strong>der</strong> identifizierten<br />
<strong>Rationalitäten</strong> <strong>der</strong> Aufgabenträger verwendet werden können. Im Folgenden<br />
werden somit die fünf <strong>Rationalitäten</strong> Diesings dargestellt und diskutiert.<br />
2.3.2.1 Technische Rationalität<br />
Die technische Rationalität bildet die Ausgangsbasis für Diesings Überlegungen zu<br />
den verschiedenen Formen von Rationalität in <strong>der</strong> Gesellschaft. Als historischen Entwicklungstrend,<br />
<strong>der</strong> sich im Zusammenhang mit technischer Rationalität in dem natürlichen<br />
Selektionsprozess durchgesetzt hat, identifiziert er den technologischen Fortschritt.<br />
Dieser äußert sich in Form gesteigerter Effizienz in <strong>der</strong> Produktion und hat sich<br />
in westlichen Kulturen am weitesten entwickelt. Durch den sich parallel entwickelnden<br />
ökonomischen Fortschritt wurde <strong>der</strong> technologische Fortschritt verstärkt (siehe<br />
folgenden Unterabschnitt 2.3.2.2).<br />
Entscheidungen auf Basis einer technischen Rationalität bezeichnet Diesing (1962: 12)<br />
dann als (substantiell) rational, wenn sie zur effizienten Erfüllung eines gegebenen<br />
Ziels führen: „A technically rational decision is one in which each step of a productive<br />
sequence is chosen because it is the best fitted to move the sequence along to a given<br />
goal.“ In Bezug auf Organisationen ist das Kriterium <strong>der</strong> technischen (funktionalen)<br />
Rationalität erfüllt, wenn das jeweilige Organisationsziel effizient erreicht wird: „A