Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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ein einzelnes Unternehmen sinnvollerweise Leistungen erbringen kann, dann sollten<br />
wenigstens durch eine in regelmässigen Zeitabständen stattfindende kompetitive Auswahl<br />
dieses faktischen Monopolunternehmens wettbewerbliche Elemente zur Anwendung<br />
kommen und Effizienzanreize gesetzt werden (Knieps 2007).<br />
Bezogen auf den öffentlichen Busverkehr bedeutet Wettbewerb um den Markt, dass<br />
verschiedene Verkehrsunternehmen um den Zugang zu einem Verkehrsmarkt, das<br />
heißt um den Betrieb einer Verkehrslinie o<strong>der</strong> eines Verkehrsnetzes, konkurrieren. Die<br />
entsprechende Vergabe an ein Unternehmen ist verbunden mit einem exklusiven Recht<br />
zum alleinigen Betrieb <strong>der</strong> Verkehre für die Laufzeit <strong>der</strong> Konzession/des Verkehrsvertrages<br />
(Berschin 2000).<br />
Der Ausschreibungswettbewerb als Bestandteil <strong>der</strong> hier relevanten forschungsleitenden<br />
Fragestellungen stellt das klassische Verfahren eines Wettbewerbs um den Markt<br />
dar. Der Begriff ʻAusschreibungswettbewerbʼ wurde von Demsetz im Zusammenhang<br />
mit seinen Arbeiten zur Regulierungstheorie geprägt: „In this bidding competition, the<br />
rival who offers buyers the most favorable terms will obtain their patronage“ (Demsetz<br />
1968: 56). Der Ablauf von Ausschreibungen im ÖV sieht grundsätzlich so aus, dass zu<br />
vergebende Angebotsvereinbarungen zunächst von den zuständigen Aufgabenträgern<br />
in einem Amtsblatt öffentlich kommuniziert – eben ausgeschrieben – werden. Interessierte<br />
Verkehrsunternehmen werden auf diese Weise zur Einreichung entsprechen<strong>der</strong><br />
Offerten aufgefor<strong>der</strong>t und können sich bei <strong>der</strong> zuständigen administrativen Aufgabenträgerorganisation<br />
detaillierte Informationen zur Ausschreibung anfor<strong>der</strong>n. Zu diesem<br />
Zweck werden im Vorgang einer Ausschreibung entsprechende Ausschreibungsunterlagen<br />
erstellt, die sämtliche relevanten Informationen und Daten zur Ausschreibung<br />
enthalten (sollten). Die Aufgabenträger müssen sich demnach bereits vor dem eigentlichen<br />
Vergabeverfahren Gedanken über die angestrebten Verkehrsleistungen o<strong>der</strong>, im<br />
Falle funktionaler Ausschreibungen, zumindest über die mit <strong>der</strong> Ausschreibung verbundenen<br />
Ziele gemacht haben (Cambini & Filippini 2003). Die eingegangenen Offerten<br />
werden geprüft; den Zuschlag erhält das Unternehmen, das in Bezug auf die in <strong>der</strong><br />
Ausschreibung angegebenen Kriterien das beste Angebot eingereicht hat. Welche Kriterien<br />
das für die Aufgabenträger des regionalen Busverkehrs konkret sind, wird auf<br />
Basis <strong>der</strong> empirischen Ergebnisse in Teil III dargestellt.<br />
Die Auswahl eines Betreibers mittels Ausschreibungen ist das von <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kommission favorisierte Organisationsmodell für den ÖV (siehe Unterkapitel 1.1).<br />
Die aktuellen wissenschaftlichen Diskussionen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong><br />
Einführung von Wettbewerb in den Personennahverkehr fokussieren in erster Linie auf<br />
einen Wettbewerb mittels Ausschreibungen. Ausschreibungswettbewerb für den in