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Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen

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42 Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.<br />

nisationale Rationalität darstellt. Hartwig (1978; 1983) kritisiert, dass die verwaltungswissenschaftlichen<br />

Theorien zwar ihren Forschungsfokus auf Organisationen<br />

ausrichten, es jedoch nicht geschafft haben, die Komplexität im Zusammenhang mit<br />

organisationalen Entscheidungen ausreichend zu berücksichtigen: „The problem is that<br />

the composite behavior of complete organizations involves multiple types of rationality.<br />

[…] and theories ignoring the full range of types of rationality are necessarily partial“<br />

(Hartwig 1978: 159). In einer Organisation wirken verschiedene <strong>Rationalitäten</strong><br />

auf die einzelnen organisationalen Entscheidungen ein und müssen somit gemäß<br />

Hartwig auch auf theoretischer Ebene berücksichtigt werden. Er schlägt deshalb vor,<br />

das <strong>Rationalitäten</strong>konzept Diesings (siehe Abschnitt 2.3.2) (stärker) in den Sozialwissenschaften<br />

im Allgemeinen und in den Theorien <strong>der</strong> Verwaltungswissenschaften im<br />

Beson<strong>der</strong>en zu berücksichtigen: „The central thesis of this paper is that five modes of<br />

rationality described by Diesing may be consi<strong>der</strong>ed – to date – the fundamental paradigms<br />

of social science, and that public administration theory and organizational theory<br />

in general can be clarified and organized with reference to these basic paradigms“<br />

(Hartwig 1978: 164).<br />

Bogumil (2003) verwendet im Zusammenhang mit seinen Ausführungen zur Rationalität<br />

in Verwaltungen ebenfalls die von Diesing beschriebenen Formen von Rationalität.<br />

Er geht wie Pfiffner (1960) davon aus, dass sich die Verwaltungsrationalität aus<br />

verschiedenen Teilrationalitäten zusammensetze, konkret aus <strong>der</strong> juristischen, ökonomischen<br />

und politischen Rationalität. Dabei gebe es keine dominierende Teilrationalität,<br />

son<strong>der</strong>n das Verhalten von Verwaltungen sei gemäß Bogumil (2003) immer durch<br />

alle drei Perspektiven gemeinsam beeinflusst.<br />

Ein <strong>St</strong>andardwerk im Zusammenhang mit öffentlichen Verwaltungen und <strong>der</strong>en Organisation<br />

stellt Webers vielbeachtetes Buch „Wirtschaft und Gesellschaft“ (Weber<br />

1980) mit seinen Ausführungen zum Bürokratiemodell dar. Weber bezieht sich dabei<br />

zwar nicht explizit auf eine bestimmte administrative Rationalität o<strong>der</strong> Verwaltungsrationalität,<br />

aber seine Ausführungen zu dem Bürokratiemodell als jahrzehntelanges<br />

Vorbild für westliche öffentliche Verwaltungen ermöglichen dennoch entsprechende<br />

Ableitungen. Kernelemente des Bürokratiemodells sind unter an<strong>der</strong>em das Prinzip <strong>der</strong><br />

Amtshierarchie mit eindeutiger Kompetenzordnung und klar festgelegten Zuständigkeiten,<br />

Regelgebundenheit <strong>der</strong> Aufgabenerledigung, Schriftlichkeit und Aktenmäßigkeit<br />

sowie strenge Disziplin und Kontrolle (Weber 1980: 125-127). Oberste Maxime<br />

und damit handlungsleitend für die Verwaltung in Webers Bürokratiemodell ist die<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Gesetze sowie interner Regelungen und Anweisungen. Die Rechtmäßigkeit<br />

des Verhaltens durch Regel- und Gesetzeskonformität steht über Aspekten wie

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