Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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für die Nutzenfunktionen von Bürokraten seien. Gemäß Niskanen stehen die entsprechenden<br />
Nutzendimensionen in direkter positiver Abhängigkeit zum verfügbaren<br />
Budget. Über eine Maximierung des zugesprochenen Budgets maximiere <strong>der</strong> Bürokrat<br />
seinen Nutzen. In <strong>der</strong> Konsequenz kommt Niskanen (1971) zu dem Schluss, dass das<br />
Bestreben von Bürokraten immer darin liege, das ihnen zugesprochene Budget zu maximieren,<br />
um auf diesem Wege zu mehr Macht und Prestige zu gelangen.<br />
Heclo (1977) weist darauf hin, dass es nicht die eine administrative Rationalität gibt,<br />
<strong>der</strong> Verwaltungshandeln unterliegt. Allen Verwaltungen prinzipiell gemein sei eine<br />
gewisse Art von Gradualismus. An<strong>der</strong>s als Wilson (1989) sieht er Verwaltungen nicht<br />
als grundsätzlich verän<strong>der</strong>ungsunwillig und -resistent an. Wandel vollziehe sich in<br />
Bürokratien graduell in permanenten kleinen Schritten. Heclos Argumentation ähnelt<br />
<strong>der</strong>jenigen von Wildavsky (1966), <strong>der</strong>, bezogen auf die Rationalität in <strong>der</strong> Politik<br />
(siehe Unterkapitel 2.5), in diesem Zusammenhang von einem inkrementalen Ansatz<br />
spricht. Heclo (1977) beurteilt eine weitere Homogenisierung von Verwaltungen als<br />
realitätsfern: „By now it should be clear that one of the worst mistakes political<br />
lea<strong>der</strong>ship can make is to imagine that all bureaucrats are the same. If nothing else, the<br />
unsystematic, individualized approaches to career development and protection mean<br />
that higher officials have scope for a variety of approaches but few shared models of<br />
what a supergrade official is ‘supposed’ to be” (Heclo 1977: 142). Im Zusammenhang<br />
mit seinen <strong>St</strong>udien <strong>der</strong> amerikanischen Bundesverwaltung zeichnet Heclo ein<br />
differenziertes Bild von Bürokratien. Demgemäß existiere nicht die eine<br />
Verwaltungsrationalität, son<strong>der</strong>n diese hänge vom jeweiligen Verwaltungstyp ab.<br />
Für das in <strong>der</strong> vorliegenden Dissertation relevante Untersuchungsfeld, den öffentlichen<br />
Personenverkehr, und die relevanten Untersuchungsobjekte, die Aufgabenträgerorganisationen,<br />
ist insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Verwaltungstypus des ʻprogram bureaucratsʼ von Interesse.<br />
ʻProgramm bureaucratsʼ sind gemäß Heclo (1977) verantwortlich für bestimmte<br />
politische Programme, wie zum Beispiel den öffentlichen Personenverkehr. Anerkennung,<br />
sowohl in Form von Lohn als auch von Reputation, erhalten sie, indem sie einen<br />
Aufgabenbereich möglichst großen Umfangs (Budgets) und möglichst hoher Bedeutung<br />
betreuen. Das Verhältnis zwischen ʻprogram bureaucratsʼ und ihren Programmen,<br />
das heißt zwischen den öffentlichen Gütern o<strong>der</strong> Dienstleistungen ihres Verantwortungsbereichs,<br />
ist darüber hinaus oft durch einen hohen Grad an Identifikation gekennzeichnet.<br />
Das führt dazu, dass sie sich in einem permanenten Wettbewerb mit konkurrierenden<br />
Programmen befinden, im Sinne von „it’s the railway people versus the<br />
shipping people“ (Heclo 1977: 148). Sowohl aus den Anreizstrukturen als auch aus <strong>der</strong><br />
Identifikation lässt sich für die ʻprogram bureaucratsʼ eine Rationalität ableiten, <strong>der</strong>