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Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen

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Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here. 129<br />

Im Hinblick auf das Wertesystem <strong>der</strong> politischen Ebene <strong>der</strong> Fallstudie C lässt sich zunächst<br />

feststellen, dass es nur bedingt durch eigene Überzeugungen und Wertvorstellungen<br />

geprägt ist. <strong>St</strong>attdessen basiert es auf Werten, <strong>der</strong>en Berücksichtigung für den<br />

angestrebten politischen (Wahl-)Erfolg als nützlich o<strong>der</strong> unerlässlich erachtet werden.<br />

Erstaunlicherweise wurde dieser Umstand sowohl vom ehemaligen Verkehrsdirektor<br />

als auch von seinem Nachfolger sehr offen und explizit angesprochen.<br />

„Wissen Sie, das eine ist, was man selber, also, für richtig hält, das an<strong>der</strong>e ist…also, man<br />

schaut schon, was politisch möglich ist und was nicht. Also im Sinne, mit welcher Entscheidung<br />

man sich mal rein politisch gesehen keinen Gefallen tut.“ (Interview Case C: pol. AT 1<br />

2009)<br />

„Aber ich, also ich gehe mit Ihnen jetzt relativ weit mit meiner Offenheit. Mein Regierungskollege<br />

im Nachbarkanton, mit dem ich noch in Kontakt stehe, stand vor kurzem vor einer wichtigen<br />

Entscheidung für den ÖV. Er wollte dann etwas machen – was darf ich Ihnen jetzt nicht<br />

sagen –, das aus seiner Sicht das Richtige gewesen wäre. Aber ich habe ihm gesagt: Wenn Du<br />

in vier Jahren wie<strong>der</strong> gewählt werden willst, kannst Du das so nicht machen. Ich habe lange<br />

genug als Regierungsrat gearbeitet, ich kann das beurteilen.“ (Interview Case C: pol. AT 2<br />

2009)<br />

Dem regionalen Busverkehr und dem ÖV generell wird eine hohe Bedeutung für den<br />

angestrebten politischen Erfolg zugesprochen, sowohl im positiven Sinn als Möglichkeit<br />

zur Profilierung als auch im negativen Sinn als Risiko.<br />

„Der ÖV ist ein beim Wähler positiv besetzter Faktor, also darf man da nichts falsch machen.<br />

Aber wenn man nichts groß än<strong>der</strong>t, dann bleibt er positiv, da kann man damit Werbung für<br />

sich machen.“ (Interview Case C: pol. AT 1 2009)<br />

„In <strong>der</strong> Schweiz ist <strong>der</strong> öffentliche Verkehr ein wichtiges Thema, für die Menschen und deshalb<br />

auch für die Politiker. Ein sehr wichtiges. Und wer sich engagiert für den öffentlichen<br />

Verkehr, <strong>der</strong> hat den Wähler hinter sich.“ (Interview Case C: pol. AT 2 2009)<br />

So sind es, wie bereits im Abschnitt 7.2.3.1 für die Fallstudie A beschrieben, insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Einschätzungen in Bezug auf die Wertvorstellungen <strong>der</strong> Bevölkerung, auf<br />

denen die Werte und Normen des politischen Aufgabenträgers basieren. In diesem Zusammenhang<br />

werden in erster Linie qualitative Werte als wesentlich für die Bevölkerung<br />

erachtet und daher auf die oberste <strong>St</strong>ufe des eigenen Zielsystems übernommen.<br />

Das zugrundeliegende Qualitätsverständnis bezieht sich dabei sowohl auf funktionale<br />

als auch auf emotionale Aspekte des regionalen Busverkehrs, denn dem ÖV und seinen<br />

typischen Symbolen wie etwa <strong>der</strong> Farbe <strong>der</strong> Fahrzeuge, Unternehmenslogos usw.<br />

(siehe ausführlicher Abschnitt 7.2.3.1) wird eine hohe Identifikationsfunktion in <strong>der</strong><br />

Bevölkerung zugeschrieben.<br />

„Und die halbe Bevölkerung o<strong>der</strong> mehr nutzt den ÖV ja auch. Das ist schon etwas, zu dem<br />

man Sorge hat, mit dem man sich identifiziert, ein Kulturgut. Das ist emotional. Das ist etwas,<br />

dass man gern hat. Das ist wie ein Tabu, das gehört zum Lebensgefühl und das darf man auch<br />

nicht antasten, deshalb genießt es auch so einen Schutz. Man liebt, man hasst es, man schimpft<br />

auch drüber, aber wehe, wenn jemand käme und das än<strong>der</strong>n wollen würde. Mit dem möchte<br />

man da keine Experimente, son<strong>der</strong>n man möchte das so haben, wie man es kennt. Das beginnt<br />

doch schon bei <strong>der</strong> Farbe <strong>der</strong> Busse o<strong>der</strong> Trams.“ (Interview Case C: pol. AT 2 2009)

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