Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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„Unser Ziel ist es nicht, ein bestehendes Angebot billiger zu produzieren, son<strong>der</strong>n mir geht es<br />
darum, ein besseres Angebot durch günstige Produktion zu ermöglichen. […] Eine gewisse Effizienz<br />
ist ja schön und gut, die brauchen wir auch im System. Wir müssen jetzt langsam aber<br />
mal aufpassen, dass wir die Zitrone nicht zu fest auspressen. Nehmen Sie nur das Wagen- und<br />
Rollmaterial. Da gibt es super Entwicklungen, mit super Technik, Fahrgastinformationssystem<br />
usw. Aber das ist natürlich kostentreibend. Und wenn wir dann zu sehr auf die Effizienz achten,<br />
dann können wir diese Technik nicht einsetzen.“ (Interview Case D, admin. AT 2 2010)<br />
Im Hinblick auf die Vergabe <strong>der</strong> Angebotsvereinbarungen hat das entsprechende Wertesystem<br />
zur Konsequenz, dass <strong>der</strong> Einsatz des Offertverfahren klar präferiert und<br />
Ausschreibungswettbewerbe grundsätzlich kritisch gesehen und abgelehnt werden. An<br />
den Aspekten Qualität und Effizienz lässt sich diese Haltung verdeutlichen.<br />
Wesentlich im Hinblick auf die qualitativen Aspekte <strong>der</strong> beiden Verfahren ist zunächst<br />
die grundsätzliche Annahme eines hohen Qualitäts- und Innovationsniveaus im<br />
Schweizer ÖV. Weiteres Potential zu Qualitätssteigerungen wird nur in einer Optimierung<br />
beziehungsweise optimierten Planung des Gesamtsystems ÖV gesehen, was eine<br />
enge Zusammenarbeit <strong>der</strong> Unternehmen und <strong>der</strong> Aufgabenträger erfor<strong>der</strong>t. Das wie<strong>der</strong>um<br />
ließe sich am besten mit dem Offertverfahren erreichen.<br />
„Der wirklich erfolgsversprechende Schritt für noch mehr Qualität ist, dass man weiter zusammen<br />
mit den Transportunternehmen an einem Tisch sitzt und überlegt, wie kann man das<br />
jetzt weiter optimieren. Denn wir haben den Anspruch, dass <strong>der</strong> öffentliche Verkehr als Gesamtsystem<br />
funktioniert. Da ist <strong>der</strong> Wettbewerbsgedanke natürlich grundsätzlich problematisch.<br />
Wenn die Transportunternehmen eigentlich eng zusammenschaffen sollen. Das bekommen<br />
Sie aber mit dem Offertverfahren hin.“ (Interview Case D, admin. AT 1 2009)<br />
Wesentlich ausschlaggeben<strong>der</strong> für die ablehnende Haltung gegenüber Ausschreibungen<br />
als die Annahme, mit ihnen ließe sich die Qualität nicht weiter erhöhen, ist jedoch<br />
die Befürchtung, sie würden das <strong>der</strong>zeitige hohe Qualitätsniveau direkt gefährden.<br />
Zum einen würden Ausschreibungen eher eine Verschlechterung <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
zur Folge haben, sowohl zwischen den Betreibern als auch zwischen Betreibern und<br />
Aufgabenträger, was jedoch <strong>der</strong> angestrebten Angebots- und Systemoptimierung zuwi<strong>der</strong>liefe.<br />
Zum an<strong>der</strong>en wird das Risiko gesehen, dass <strong>der</strong> Wettbewerb zu einem<br />
niedrigeren Lohnniveau führen würde, mit <strong>der</strong> Konsequenz, zukünftig zunehmend ausländische<br />
Buschauffeure in den Bussen sitzen zu haben, was nicht dem erwarteten<br />
Qualitätsniveau entspräche (siehe in diesem Zusammenhang auch die entsprechende<br />
Aussage zum Qualitätsverständnis im Abschnitt 7.5.2)<br />
„Und, ich meine, das muss man ja ganz realistisch sehen, zu was hat <strong>der</strong> Wettbewerb geführt<br />
jetzt im Busbereich. Also, alle schauen, dass sie den größten Kostenblock, nämlich die Personalkosten,<br />
möglichst in den Griff bekommen. Und was hat das zur Folge? Man probiert natürlich,<br />
möglichst junge Chauffeure zu haben, man probiert, die Anfangslöhne eher tiefer zu machen.<br />
Was dazu führt, dass PostAuto ein unattraktiver Arbeitgeber bei Schweizern geworden<br />
ist. Und eben, das da mit <strong>der</strong> Personenfreizügigkeit, das muss ich ihnen ja nicht erklären, da<br />
sind auf einmal sehr viele Deutsche und Hollän<strong>der</strong> beispielsweise in die Schweiz gekommen.<br />
Und die finden auch die niedrigeren Löhne immer noch toll, im Vergleich jetzt zu Deutschland.<br />
Und dann hätten wir halt noch mehr deutsche und holländische Chauffeure in den