Multiple Rationalitäten der kantonalen ... - Universität St.Gallen
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generierend sind, und daher im Rahmen des empirischen Forschungsprozesses beson<strong>der</strong>e<br />
Beachtung finden sollten.<br />
Im Zuge <strong>der</strong> bisherigen Ausführungen wurde verschiedentlich angesprochen, dass die<br />
Vergabe <strong>der</strong> Angebotsvereinbarungen durch die Aufgabenträger des öffentlichen Busverkehrs<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit direkt und ohne vorgeschalteten Wettbewerb auf Basis<br />
angebotsbezogener Kriterien erfolgte. Ausschreibungen und <strong>der</strong> damit verbundene<br />
Ausschreibungswettbewerb stellen für sie demnach nicht nur ein alternatives Vergabeverfahren<br />
dar, son<strong>der</strong>n konfrontieren sie auch mit Elementen ökonomischer Rationalität.<br />
In <strong>der</strong> organisationswissenschaftlichen Literatur finden sich verschiedene empirische<br />
<strong>St</strong>udien, die ebenfalls Fragestellungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Einführung<br />
einer ökonomischen Logik in organisationale Fel<strong>der</strong> zum Forschungsgegenstand haben,<br />
in denen das Handeln traditionell durch eine bestimmte Professionsrationalität<br />
geprägt war. Entsprechende Beispiele finden sich unter an<strong>der</strong>em für den Gesundheitsbereich<br />
(D'Aunno et al. 2000; Kitchener 2002; Reay et al. 2006; Scott et al. 2000), den<br />
Justizbereich (Cooper et al. 1996), den Finanzbereich (Lounsbury 2002), das Verlagswesen<br />
(Thornton 2002; Thornton & Ocasio 1999) o<strong>der</strong> öffentliche Verwaltungen<br />
(Meyer & Hammerschmid 2006; Townley 2002). Die einzelnen <strong>St</strong>udien verfolgen<br />
zwar größtenteils unterschiedliche Zielsetzungen, die zudem von den in <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Dissertation relevanten Fragestellungen abweichen. Interessant für das an dieser<br />
<strong>St</strong>elle benötigte sensitizing concept ist jedoch, dass die theoretische Grundlage aller<br />
dieser <strong>St</strong>udien durch neo-institutionalistische Ansätze gebildet wird.<br />
Wie in Unterkapitel 2.4 erwähnt, betonen wissenschaftliche Publikationen in <strong>der</strong> Tradition<br />
des Neo-Institutionalismus den starken Einfluss von Institutionen sowie ihrer<br />
institutionellen Logiken auf Organisationen und ihre organisationale Rationalität<br />
(Friedland & Alford 1991; Powell & DiMaggio 1991; Scott et al. 2000; Scott 2008;<br />
Townley 2002). Darauf aufbauend bezeichnen Cloutier & Langley (2007: 5) die Rationalität<br />
von Organisationen (und diejenige ihrer Mitglie<strong>der</strong>) als „institutionally defined“.<br />
Übertragen auf das hier relevante organisationale Feld des regionalen Busverkehrs<br />
heißt das, dass die organisationale Rationalität <strong>der</strong> Aufgabenträger demnach<br />
maßgeblich durch den institutionellen Kontext geprägt wird, in dem sie agieren. Daraus<br />
folgt, dass sich über eine Identifizierung und Analyse <strong>der</strong> für die Aufgabenträger<br />
relevanten Institutionen ein Zugang zu ihrer jeweiligen Rationalität herstellen lässt.<br />
Diesem Verständnis hier gefolgt, so dass im Rahmen <strong>der</strong> Erstellung des sensitizing<br />
concept hinsichtlich <strong>der</strong> organisationalen Aufgabenträgerrationalität – und damit einhergehend<br />
auch im folgenden empirischen Forschungsprozess – insbeson<strong>der</strong>e auf Institutionen<br />
beziehungsweise institutionelle Elemente fokussiert wird.